Rode, rumänisch Zagăr, ungarisch Zagor, wird 1412 erstmals schriftlich erwähnt, ist eine der nördlichsten Gemeinden des südsiebenbürgischen Teils des Sachsenlandes und gehörte zu den hörigen sächsischen Dörfern des Komitatsbodens. Rode ist eine der sechs “Jot”-Gemeinden, in deren Mundart anlautendes “g” zu “j” wurde. Der Name “Zagor” stammt aus dem slawischen “Za gorra”, d.h. “über (jenseits) dem Berg”. Die erste Siedlung soll sechs Kilometer vom heutigen Rode gelegen haben, eine weitere im südöstlichen Tal, wo es Flurnamen ungarischen Ursprungs gibt. Die Bauern waren zwar hörig, lebten aber nach den auf Königsboden üblichen Rechten, die bei der Ansiedlung zugesichert worden waren. 1622 bewirkte man beim Fürsten Gabriel Bethlen sogar die Vererbbarkeit der neu angelegten Weinberge.
1643 wird die Ringmauer mit drei Wehrtürmen um die Kirche fertiggestellt. 1661 erschießen Soldaten des Fürsten Kemeny, die sich in Rode mit Truppen des Thronprätendenten Apafi eine Schlacht liefern, sechs Roder Männer und rauben 100 Pferde. 1700 ist Rode die stärkste Gemeinde der hörigen Dörfer. 1715 als erste Gerichtsinstanz erwähnt, wird Rode 1752 Sitz des Gerichtsstuhles des Kokelburger Komitats. Ein Jahr früher beginnt der Prozeß der hörigen Dörfer gegen die Grundherren, der 1817 nach mehreren Schiedssprüchen gegen die Bauern ausfällt.
1783/84 wird unter Pfarrer Welther die alte Kirche abgetragen und die jetzige gebaut. 1790 hat Rode 1463 Sachsen, es gibt 32 Taufen und zehn Jahre später sogar 44 Taufen, womit Rode die dritthöchste Geburtenzahl auf 1000 Einwohner aufweist.
Im Revolutionsjahr 1848 wird eine Bürgerwehr gegründet, die sich im Januar 1849 Kossuths Husaren entgegenstellt. 25 Roder werden gefangen und in Neumarkt (Târgu Mureș) eingekerkert. Szeklerhaufen nehmen die Stadt ein und erschlagen 24 der Roder Gefangenen, nur einer kommt mit dem Leben davon.
1804 wird eine neue Orgel gekauft, 1874 und 1883 läßt die Kirchengemeinde neue Glocken in der Wiener Neustadt gießen. 1890/93 werden von Pfarrer Kellner der Raiffeisenverein, ein Winzerverein mit Veredlungsschule und die von der Schule betreute Baumschule (bis 1944) gegründet.
1908 wird für 50444 Gulden eine neue Schule gebaut und die Turmuhr gekauft. Der Erste Weltkrieg hat 27 Rodern das Leben gekostet. In den “goldenen zwanziger Jahren” wurde viel gebaut. 1927 wird unter Pfarrer Adolf Matthias der Bau der Mühle mit Wollkämmerei durchgeführt. 1933/34 baut die Gemeinde für die etwa 300 Rumänen und 60 Zigeuner eine Staatsschule (vorher gingen nur 3-5 Kinder der besser gestellten Rumänen in die deutsche Schule).
Die Roder beschäftigten sich mit Acker- und Weinbau sowie Viehzucht. Roder Weine wurden mehrmals mit internationalen Goldmedaillen ausgezeichnet. In guten Weinjahren wurden über 100 Waggon Wein (1 Waggon = 100 Hektoliter) geerntet. Heute gibt es nur noch 5 Prozent der einstigen Weinberge.
Im Zweiten Weltkrieg fallen 76 junge Roder auf den Schlachtfeldern Europas. Im September 1944 fliehen die Roder nach Österreich und Schlesien. Nur 129 Personen bleiben zurück, wovon 51 nach Rußland verschleppt werden und 17 sterben. 1945 kehrt ein Drittel der Geflohenen zurück, ihre Häuser und Höfe sind aber besetzt. Sie müssen sich auswärts eine Bleibe suchen oder in Lehmhütten wohnen.
1962 beginnt die Familienzusammenführung. Ab 1970 setzt die Auswanderung in verstärktem Maße ein, nach dem Sturz Ceaușescus siedeln fast alle aus.
Die neuen Wohnorte der gebürtigen Roder verteilen sich in Deutschland überwiegend auf Bayern (Fürth/Nürnberg, Würzburg, Ingolstadt, Waldkraiburg, Kitzingen), aber auch Dortmund, Herten, Saulheim u. a., während in Österreich fast ausschließlich Oberösterreich zur neuen Heimat wurde (Traun, Seewalchen/Rosenau, Schörfling). Ebenso leben in USA und Kanada viele Familien Roder Abstammung.
Von Dipl.-Ing. Walter Schuller
und Martin Feifer,
überarbeitet von Adelheid Roth