Pfarrer Rudolf Meltzer
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„Es ist besser, eine Kerze anzuzünden, als über die Finsternis zu klagen!”

In all seinen vielseitigen Tätigkeiten hat sich Pfarrer R. Meltzer an diese Worte gehalten, sie wurden sein Leitspruch in den schweren Jahren des Anfangs nach Kriegsende in Siebenbürgen, den Jahren des Gemeindeaufbaues und der Zeit der Auswanderung der meisten Gemeindeglieder. Auch in der neuen Heimat Herford waren obige Worte sein Leitspruch. Sie begleiteten ihn bei der vielfältigen ehrenamtlichen Tätigkeit innerhalb der ev. Kirchengemeinde Stiftberg, im Ernst – Luisen – Heim, des Seniorenkreises und den vielen Gemeindegruppen in und um Herford bis zu seinem Tode.

In Gedanken gehen wir nun zurück an die Lebens- und Wirkungsstätten von Pfarrer Rudolf Meltzer.

Am 21. Dezember 1919 wird er in Stuhlweißenburg/Ungarn als ältester Sohn der Kaufmannsfamilie Meltzer geboren.

Nach dem Umzug nach Schässburg kann Pfarrer Meltzer die Volksschule und das Bischof-Teutsch Gymnasium besuchen. In Neustadt/Burzenland konnte er nach dem Abitur in Kronstadt ein Jahr als Hilfslehrer arbeiten und 1939 als Sekretär am Bischof Teutsch – Gymnasium in Schässburg, um dann am 19. März 1940 nach Deutschland zum Theologiestudium aufzubrechen.

In Leipzig beginnt Pfr. Meltzer nun sein Studium an der theologischen Fakultät der Universität. Er trifft hier noch andere „Siebenbürger” die auch zum Studium nach Leipzig gekommen sind.

Pfr. Meltzer hat durch seine freundliche und stets hilfsbereite Art schnell Freunde gefunden mit denen er Reisen, Wanderungen und freie Zeit verbrachte. Nebenbei hat er sich auch anderweitig beschäftigt, um Geld für sein Studium zu verdienen. Pfr. Meltzer hatte Gelegenheit, neben dem eigentlichen Studium, auch noch Gesangsunterricht zu nehmen und konnte dann auch im Universitätschor begeistert mitsingen. Die Fähigkeit, Violine und Blasinstrumente zu spielen, gereichte ihm auch zum Vorteil bei verschiedenen Veranstaltungen. Zu seinen Lehrern durfte Pfr. Meltzer Albrecht Alt, Heinrich Bornkamp, Ernst Sommerlath, Martin Doerne und Johannes Leipoldt zählen. Fünf Semester war er Fachschaftsleiter und Senior des NT-Seminars. In Leipzig hat er alle von Deutschland vorgeschriebenen theologischen Prüfungen abgelegt und auch nach seiner Rückkehr 1943 die von der ev. Kirche AB in Siebenbürgen vorgeschriebenen.

Durch die Bekanntschaft mit Renate Koch hatte Pfr. R. Meltzer die einmalige Gelegenheit, bei seinem zukünftigen Schwiegervater Hermann Ernst Koch Orgelbau und Orgelspiel, Liturgik und Chorleitung zu lernen. Später in Siebenbürgen konnte er dank dieser zusätzlichen Ausbildung in vielen Gemeinden die Orgeln reparieren, oder jungen talentierten Leuten das Orgelspielen beibringen oder Chöre leiten.

Im April 1943 heiratet Pfr. Meltzer in Hecklingen/Sachsen – Anhalt Renate Koch und beide kommen im Oktober 1943 nach Siebenbürgen.

Hier beginnt Pfr. Meltzer am 1 .Januar 1944 seine Vikariatszeit in Großprobstdorf. Wie es damals üblich war, übernahm er auch das Rektoramt der Schule im Ort und leitete dazu den Kirchenchor der Gemeinde. In diese Zeit des Anfangs werden auch die zwei ältesten Töchter Renate (1944)und Margarete (1945) geboren.

Die Zeit der Deportation nach Russland hat Pfr. Meltzer in der Gemeinde mitgetragen. Er selbst konnte dank seines theologischen Berufes bei der Familie bleiben und hatte so Gelegenheit, die Gemeinde in dieser schweren Zeit zu stützen und zu betreuen.

Als 1947 eine Abordnung der Gemeinde Rode Pfr. Meltzer in Großprobstdorf aufsuchte und ihn bat, in Rode die Flüchtlingsgemeinde wieder aufzubauen, wusste er, dass dort seine Arbeit für die längste Zeit seines Lebens sein wird. Und mit freudiger Aufbruchstimmung fuhr die kleine Familie zusammen mit der lieben guten Frau Broos aus Großprobstdorf- der Ninnitante- nach Rode. Am I.Dezember 1947 fing Pfr. Meltzer seine amtliche Tätigkeit in der Roder ev. Kirchengemeinde und an der ev. Schule an. Die schulische Tätigkeit musste er leider schon im Sommer 1948 im Zuge der Verstaatlichung aller kirchlichen Schulen aufgeben. Als Pfr. Meltzer in Rode anfing, sah es trostlos aus: Sommer 1944 wurde die Gemeinde von deutschen Truppen evakuiert; fast die ganze deutsche Bevölkerung flüchtete nach Österreich oder nach Schlesien, wo sie bis 1946/47 blieben. Da die Evakuierung innerhalb weniger Stunden passierte, konnten die Roder fast gar nichts mitnehmen und hofften bei der Rückkehr, ihre Häuser und ihr Hab und Gut wieder zu finden.

Es war leider anders gekommen; die Häuser der Flüchtlinge waren auf staatliche Anordnung von ändern Leuten besetzt und die Roder Sachsen suchten im Pfarrhaus, Predigerhaus oder in Häusern am Rande des Dorfes eine Bleibe. Es war für alle Beteiligten sehr anstrengend und äußerst unangenehm. Die Pfarrfamilie wohnte zuerst im Lehrerhaus, wo auch Tochter Hanna (1948) geboren wurde. Als im so genannten Predigerhaus 3 Räume frei wurden, konnte die Familie umziehen. Das Predigerhaus wurde das Wohnhaus für die Pfarrfamilie für die nächsten 35 Jahre. Die Töchter Adelheid (1950) und Gertrud (1957) vergrößerten die Familie auf 8 Personen, zu der auch die liebe Ninnitante- Frau Broos -gehörte. Pfarrer Meltzer hatte in dieser Zeit die vorrangige Aufgabe, das Gemeindeleben in den neuen politischen Strukturen wieder aufleben zu lassen, es zu festigen und neue Impulse zu schaffen. Es war nicht leicht, unter den Gemeindgliedern den Gedanken und den Mut für ein intaktes Gemeindeleben zu wecken, da viele Familien durch Flucht, Kriegswirren, große Einbusen erlitten.

Aber trotz all dieser negativen Erscheinungen ging es aufwärts, auch dank der deutschen Lehrer, die sich mit Rektor Gustav Schneider bemühten, die deutsche Oberstufe mehrere Jahre hindurch zu erhalten. Obwohl die Behörden offiziell es nicht gerne sahen, wenn Lehrer und Pfarrer miteinander sich um Wohl und Wehe der Roder bemühten, gab es doch viele Möglichkeiten der Zusammenarbeit, vor allem in dem Bereich der Kultur.

Und auf diesem Gebiet konnte Pfr. Meltzer das Gemeindeleben mitgestalten; aber auch die Roder selber waren immer bemüht, die alten Traditionen und Bräuche, auch in der neuen politischen Umgebung fortzuführen. So wurde die wunderschöne Kirchentracht weiter benutzt oder neu angefertigt, bei Kindstaufen, Konfirmationen, Hochzeiten und Beerdigungen wurden die schönen alten Bräuche gepflegt und an die jungen Leute weiter gegeben.

Dank der Sangesfreudigkeit der Roder und der unermüdlichen Arbeit des langjährigen Organisten Martin Schuller und seiner Nachfolger sang der Chor die ganzen Jahre in jedem Gottesdienst noch bis Ende 1982. Genauso aktiv war auch der Adjuvantenchor, der von Organist Schuller und später von seinem Neffen Martin Schuller geleitet wurde. Bei Beerdigungen, Festtagen, Hochzeiten waren die Adjuvanten stets dabei. Diese beiden Chöre trugen in großem Maße die kulturelle Arbeit der Gemeinde, waren auch bei Veranstaltungen des Kulturhauses zusammen mit den deutschen Lehrern dabei. So entwickelte sich eine sehr rege von Kirche und Schule getragene Kulturarbeit, die auch über die Roder Grenzen hinaus bekannt war.

Durch viel Fleiß, Mut zum Lernen, Fortführung der Traditionen und Anpassung an die neuen Gegebenheiten, war die Gemeinde wieder zu einem gewissen Wohlstand gekommen. Das sah man an den renovierten Häusern, üppigen Gärten und bescheidenem Viehbestand. Die Arbeit in den neuen landwirtschaftlichen und Industrieeinrichtungen brachte Geld in die Familien, das nützlich angelegt wurde.

Pfarrer Meltzer wurde in dieser Zeit öfters in andere Gemeinde gerufen, die Orgeln zu reparieren. Da kam ihm sein Nebenstudium in Deutschland sehr zu Gute. Vom Konsistorium aus wurde er zum Bezirksrechnungsprüfer, Kapitelsdechant, Konsistorialrat ernannt und lernte so alle Gemeinden des Mediascher oder Schässburger Bezirks kennen.

Gleich zu Beginn seiner Amtszeit in Rode hatte Pfarrer R. Meltzer nicht nur diese eine Gemeinde zu betreuen: Felldorf, Zendersch, Kleinalisch, Kleinlasseln, Maldorf und Hohendorf waren abwechselnd auch seine Gemeinden, in die er jeden Sonntag nach dem Gottesdienst in Rode zu Fuß in Begleitung eines jungen Mannes oder später mit einem Auto kam. Er betreute so lange diese Gemeinden, bis sie einen eigenen Pfarrer erhielten. Maldorf und Hohendorf gehörten bis 1983 als letzte Gemeinden noch dazu.

Zu Beginn der 60-iger Jahre fing in Rode und den umliegenden zu betreuenden Gemeinden die Auswanderung nach Deutschland an. Die Zusammenführung der durch Krieg und Flucht getrennten Familien wurde eingeleitet. Unaufhaltsam setzte sich die Auswanderung in ganz Siebenbürgen fort, ein Ereignis von großen Auswirkungen auf das kirchliche Leben. Da die Gemeinden immer kleiner wurden, öfters auch der Pfarrer selber auswanderte, war nur noch ein geschwächtes kirchliches Leben vorhanden. Fast jede Familie hatte Ausreiseanträge gestellt, sparte für die weite Fahrt, und hoffte auf einen Neuanfang in Deutschland. Auch in Rode sank die Seelenzahl so stark, dass die Pfarrfamilie den Entschluss fasste, in die Heimat der Frau Pfarrer, Renate Meltzer, auszuwandern. Als Pfr. Meltzer 1983 pensioniert wurde, war dieser Schritt möglich.

Am 14. Juli 1983 verabschiedet sich Pfarrer Rudolf Meltzer mit seiner Familie von der kleinen Gemeinde mit einem Gottesdienst und dem Bericht über die Amtszeit in Rode. (siehe Abschiedsbericht vom 14. Juni 1983) So schließt sich nun der Kreis. Die Pfarrfamilie beendet ihre fast 36-jährige Amtszeit in Rode und den ändern Gemeinden und zieht nach Herford / Westfalen zu der Mutter und dem Bruder von Renate Meltzer.

Eine lange fruchtbare, mutige und von den Rodern mitgetragene und unterstützte Amtszeit geht zu Ende. Pfr. Meltzer war der letzte Pfarrer in Rode, der noch eine große Gemeinde aus schwerer Zeit, aus Not und Bedrängnis herausführte und sie zum Neuanfang in Deutschland am Ende der Zeit begleitete.

Aus der schweren Zeit des Anfangs 1947 stammt auch sein Gedicht

„Trost“

So spricht der Herr, der Vater aller Lieb:
Angst habt ihr in der Welt
Und Traurigkeit umgibt
Euch alle, die ihr weinet.
Nur Schmerz und Leiden blieb
Und Sorgen ungezählt.
So wandert ihr gebeugt, das Auge trüb.

Um Trost ist euch sehr bange? Nicht verzagt!
Und fürchtet nichts, denn wisst,
Wenn ihr nur immer klagt,
Vergesst ihr die Verheißung,
Die Gott der Herr euch sagt:
Wie Mutterliebe ist mein Trost im Leid:
Drum nicht verzagt!

Den Bericht über seine Tätigkeit in fast 36 Jahren, vorgelesen nach dem Abschiedsgottesdienst am 14. Juli 1983 in Rode, schloss Pfr. Meltzer mit den Worten aus 1 Sam. 7,12: „Bis hierher hat uns der Herr geholfen…” und mit der Bitte an Gott: „Hilf ferner mir, mein treuer Hort…” (Siebenb. ev. Gesangbuch 298,3)

 

Neuanfang in Herford

Als die Pfarrfamilie Meltzer -Vater, Mutter, Hanna und Gertrud – am 18. Juli 1983 die lange Reise nach Deutschland antrat, hatte sie im Gepäck viel Hoffnung, Mut und Zuversicht auf ein neues Leben, von dem sie eigentlich keine richtige Vorstellung hatte. Aber wo der Wille ist, findet sich auch ein Weg. Und dieser Weg führte über das Übergangslager Unna – Massen in die Wohnung in der Schumannstr.18 in Herford. Hier hatte schon im Vorfeld der Bruder von Renate Meltzer, Herr Johannes Koch soweit alles eingerichtet und die Familie konnte aus Unna Massen nach Erledigung aller Formalitäten ins Haus einziehen.

Die beiden Töchter Hanna und Gertrud bewarben sich um Arbeit, bzw. mussten noch Prüfungen ablegen.

Pfr. Meltzer blieb nicht lange „arbeitslos” oder „unbemerkt”. Durch seine Bekannten aus der Zeit der Besuchsaufenthalte und mit Hilfe von Schwager Koch, erhielt er bald Angebote zu Vertretungsgottesdiensten in Herford und den umliegenden Gemeinden, sowie in Krankenhäusern, Altenheimen. Auch zu Orgeldiensten wurde er gerufen. Seine hilfsbereite und stets freundliche Art sprach sich schnell herum und bald konnte Pfr. Meltzer auch Vorträge über das kirchlich-soziale Leben in Rode in den verschiedenen Kreisen der ev. Kirchen in und um Herford halten. Er arbeitete auch selber viele Vorträge zu theologischen, geschichtlichen, naturwissenschaftlichen oder musikalischen Themen aus. Er war ein gefragter Referent.

Im Jahr 1985 kamen auch die beiden ältesten Töchter Margarete und Renate mit ihren Familien nach Deutschland. Tochter Adelheid lebte schon seit 1978 mit ihrer Familie in Holland.

1989 kam auch Frau Broos -Ninnitante-, wie sie in der Familie liebevoll genannt wurde, nach Herford. Nun war die ganze Familie mit 5 Kindern, drei Schwiegersöhnen und 7 Enkeln nicht mehr durch Grenzen getrennt. Es war für uns alle beruhigend und machte uns Mut, hier eine neue Existenz aufzubauen. Leider verstarb Frau Broos 1990 im Alter von 80 Jahren und wurde bei ihrer Patentochter Margarete in Löhne beerdigt.

Pfr. Meltzer war – wie in Rode- auch hier für alle da, versuchte von Herford aus, eine Verbindung zu den Rodern im Ruhrgebiet herzustellen oder die Roder Treffen in Österreich, Würzburg oder Nürnberg gottesdienstmäßig zu betreuen. Die Verbindung ins Ruhrgebiet ist ihm für lange Jahre durch die Übernahme des Dortmunder Siebenbürgerchores gelungen. Regelmäßig fuhr er zu den Übungsstunden, zu denen sangesfreudige Siebenbürger aus Dortmund und Umkreis kamen. Besonderen Dank gebührt den Schwestern Schwarz und ihren Familien, die bei den vielen Auftritten die Vorbereitungen übernahmen. Sie waren allesamt auch gute Sängerinnen, die schon in Rode selber im Kirchenchor mitgesungen hatten. Bei den Treffen der ehemaligen Roder Gemeindeglieder in Österreich, Würzburg oder Nürnberg hielt Pfr. Meltzer als ehemaliger Seelsorger den Gottesdienst nach alter Tradition und mit Liedern aus dem siebenbürgisch- ev. Gesangbuch. Der Organist war bis zu seinem Ableben Martin Schuller, der Neffe, des alten Organisten Schuller aus Rode. Martin Schuller leitete auch die Roder Adjuvanten und einen Chor in Würzburg.

Ab November 1990 übernahm Pfr. Meltzer die Leitung des Seniorenkreises Stiftberg in Herford. Schon seit 1983 kannte er diesen etablierten Kreis, war Mitglied und hatte hier schon verschiedene Vorträge gehalten. Als die Bitte zur Leitungsübernahme an ihn herangetragen wurde, wusste Pfr. Meltzer, dass er Verantwortung für die Gestal­tung, das Programm und den Ablauf und andere Angelegenheiten zu tragen hatte. Das treue Team, das ihm helfend und beratend zur Seite stand, freute sich auf die Zusammenarbeit.

Sieben Jahre war es Pfr. Meltzer vergönnt, die Nachmittage des Seniorenkreises zu gestalten oder die Ganztagsausflüge zu organisieren und neue Ideen und Impulse einzubringen.

Die nähere und weitere Umgebung Herfords, historische Städte und Gebäude, schöne Landschaften, Museen und Landesgartenschauen, Fahrten zu Kulturdenkmälern u. a. lag im „Fahrplan” von Pf. Meltzer. Die Vorbereitung für jede Ausfahrt wurde genau schon zu Hause an Hand von Karten, Prospekten begonnen und mit einer Vorfahrt zu den Besichtigungsstätten abgeschlossen. Dank dieser intensiven Vorbereitung, kannte sich Pfr. Meltzer so gut in der Gegend aus, als wäre er immer schon hier gewesen.

Noch heute erinnern sich die Kreismitglieder an die Ausflüge in unser schönes Westfalen oder nach Niedersachsen.

Ein besonderer Höhepunkt der Nachmittage im Seniorenkreis waren die Adventsfeiern in Löhne. Hier wohnte und arbeitete als Küsterehepaar die Tochter Margarete und Schwiegersohn Andreas Schebesch. Sie fingen 1985 an und dienten der Kirchengemeinde Mahnen fast 21 Jahre treu und ergeben. Die Feier im freundlichen Haus bei adventlicher Stimmung, der Rückblick auf die Tätigkeit und die Highlights des Kreises im ablaufenden Jahr, wurden von den Mitgliedern schon mit Vorfreude erwartet und mit Genugtuung und Dankbarkeit angenommen.

In diese Zeit fallen auch die Eheschließungen von Gertrud und Georg Filip (1987) sowie von Hanna Meltzer-Rethmeier und Hans-Werner Rethmeier (1995). 1993 wird das achte Enkelkind, Rene Filip geboren.

Die Arbeit in den vielen verschiedenen kirchlichen Einrichtungen war der Lebensinhalt von Pfr. Meltzer. Dass damit viel Schriftverkehr und Schreiberei verbunden war, ist selbstverständlich und deshalb war Pfr. Meltzer immer bemüht, sich neue „Arbeitsutensilien” anzuschaffen: zuerst eine einfache Schreibmaschine, dann eine elektronische mit Display, vom einfachen Tischkopierer zu einem großen leistungsstarken, Sachbücher, und ganz viele Dias, die er in einem eigenen Fotostudio machte, und sie dann bei den Vorträgen in den Kreisen zeigte. Ein großes Ereignis im Leben der Pfarrfamilie Meltzer war die Goldene Hochzeit April 1993. Die ganze Familie war da zusammen gekommen, alle Kinder und Enkel, versammelten sich im Gemeindehaus Brake, wo die Tochter Renate mit ihrem Mann Hartwig Weber als Küsterehepaar seit 1985 arbeiteten. Neben den persönlichen Gratulationen kamen viele Glückwünsche von den ehemaligen Gemeindegliedern, den kirchlichen Institutionen in Herford und vielen lieben Bekannten.

Januar 1995 war es Pfr. Meltzer vergönnt, seinen 75.Geburtstag und das 50-jährige Dienstjubiläum zusammen mit dem Seniorenkreis und der Familie zu feiern. Als er 1945 in Hermannstadt von Bischof Staedel ordiniert wurde, stand er am Anfang einer verantwortungsvollen Tätigkeit, in die er sich aber mit Gottes Hilfe, Gottvertrauen und Unterstützung aller Gemeinden, die er seelsorgerlich betreut hatte, begab. Nun nach 50 Jahren im Alter von 75 Jahren, konnte er auf Erfolge, eine fruchtbare, reiche Ernte zurückschauen und Gott danken, dass er den Gemeinden, ihm und seiner Familie in allen Lebenslagen beigestanden ist. Zu der Feier im Ernst – Lohmeier -Haus der Kirchengemeinde Stiftberg kamen alle Mitglieder des Seniorenkreises, die Familie und viele andere Bekannte. Aus Dortmund reiste der Siebenbürgerchor an und half mit an der Gestaltung des musikalischen Rahmens der Feier. Alle Chormitglieder waren in Tracht erschienen und sangen die altbekannten Lieder aus Rode und andere siebenbürgische Volkslieder. Es war eine beeindruckende Vorstellung!

Frau Susanne Gröger, geb. Schwarz erinnerte in ihrer Ansprache an die Zeit des schweren Anfangs in Rode, der Zeit des Aufbaues einer Gemeinde, die durch Krieg und Flucht auseinender gerissen war, und langsam mit großen Opfern wieder zu Ansehen und fester Gemeinschaft sich emporarbeitete. Sie dankte für die stets freundliche Hilfe und den Rat seitens ihres „Herrn Vaters” und ihrer „Frau Mutter” in jeder schwierigen Lebenslage, dankte für die Tatsache, dass Pfr. Meltzer mit großem Eifer die kirchlich – kulturelle Arbeit unterstützte, die alten bewährten Bräuche wieder aufleben ließ und neue Ideen und Vorschläge einbrachte. (siehe Bericht vom 6.1.1995)

Der langjährige Rektor der Schule, Gustav Schneider, schrieb anlässlich dieses großen Familienereignisses einen Brief an den Seniorenkreis, in dem er einen beschaulichen Rückblick auf die Zeit seines Anfangs in Rode nach der Verstaatlichung der Volksschulen hält. Er betont die freundschaftlichen Begegnungen mit der Pfarrfamilie, deren Kinder alle in seine Schule gingen, erzählt von der Zusammenarbeit auf vielen Gebieten trotz politischer Querelen und dass auch nach seinem Abgang von Rode die Beziehungen weiter erhalten blieben.

Durch seinen Bericht über die Geschichte der Schule im Roder Heimatbuch, hat Rektor Schneider einen bedeutenden Beitrag zur Dorfgeschichte geleistet. Seine ehemaligen Schüler, deren Familien und auch die älteren Leute aus Rode halten sein Schaffen für den Erhalt der deutschen Schule, seine Bemühungen in der Kulturarbeit auf lokaler -Kreis- und Landesebene hoch in Ehren. (Siehe Bericht „An den Seniorenkreis Stiftberg Herford”, 20.12.1994, von G. Schneider)

Unermüdlich arbeitete Pfr. Meltzer weiter ehrenamtlich im Seniorenkreis, hielt Vorträge in vielen Kreisen der ev. Kirche in und um Herford. Er schlug keine Bitte aus, half überall, wo es nötig war und man seinen Rat brauchte. Doch im Frühherbst des Jahres 1996 machte sich eine tückische Krankheit bei ihm bemerkbar, die an seinen Kräften buchstäblich zehrte. Pfr. Meltzer arbeitete trotz gesundheitlicher Beeinträchtigung weiter an der Adventsfeier 1996 und an den Vorbereitungen zur 20-Jahrfeier des Seniorenkreises. Da standen ihm seine Mitarbeiter mehr als je zuvor treu zur Seite und halfen mit allen Mitteln bei der Gestaltung und Organisierung dieser Feiern.

Die Adventsfeier machte Pfr. Meltzer trotz großer Schwäche mit; dafür waren ihm seine treuen „Senioren” dankbar.

Da die Krankheit leider nicht aufzuhalten war, verbrachte Pfr. Meltzer einige Wochen im Ernst-Luisen – Heim des Diakonischen Werkes, in demselben Heim, in dem er Jahre vorher als Seelsorger tätig war.

Die Feier des 20-jährigen Bestehens des Seniorenkreises konnte Pfr. Meltzer nur noch als Videoaufnahme von seinem Krankenbett zu Hause aus erleben. An seinem von der schweren Krankheit gezeichneten Gesicht, erkannte man die Freude und Dankbarkeit, doch noch einmal seinen lieben Kreis gesehen zu haben. Am 20. Februar 1997 verstarb Pfarrer Rudolf Meltzer. Ein Leben, geprägt von Arbeit für seine Nächsten- seine Gemeinden-, seine Freunde in Siebenbürgen und in Deutschland ging zu Ende. Wir aber alle, die ihn gekannt haben, halten sein Vermächtnis, seinen Rat und seine positive Einstellung zum Leben immer in Ehren:

Es ist besser, eine Kerze anzuzünden, als über die Finsternis zu klagen!”

Zur Trauerfeier kamen sie alle, die große Familie, die vielen Herforder Bekannten und ehemalige Gemeindeglieder aus ganz Deutschland. Es war eine beeindruckende Feier, die den geistigen Werten Pfr. Meltzers Rechnung trug. In der Traueransprache nach dem 6. Vers aus dem 23. Psalm, der auch auf dem Grabstein steht, „… Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des Herren.” erfuhren die Trauergäste, dass dies der Lebensinhalt von Pfr. Meltzer war und all sein Schaffen auf gegenseitige Hilfe und Nächstenliebe ausgerichtet war.

Herr Martin Feifer, ehemaliger Roder Landsmann, hielt die Traueransprache für die Heimat-Ort-Gemeinde (HOG) Rode. Er erwähnte auch an dieser Stelle die aufopfernde Tätigkeit Pfr. Meltzers vom Anfang des Wiederaufbaues der Gemeinde, dankte für die uneigennützige Hilfe in schweren Zeiten, für alle guten Ratschläge:

„Wir sollen nicht traurig sein, weil wir ihn verloren haben, sondern dankbar dafür sein, dass wir ihn gehabt haben, (siehe Ansprache von M. Feifer) In den Nachrufen der Herforder Zeitungen anläßlich des Todes von Pfr. Meltzer wurde über sein Leben und seine vielfältigen amtlichen und ehrenamtlichen Tätigkeiten berichtet, durch die er im kirchlichen und städtischen Leben gut bekannt war.

Auf letzten Wunsch des Verstorbenen und ganz im Sinne der Familie wurde die Spende bei der Beerdigung zur Renovierung der Roder Kirche bestimmt. Zusammen mit einer Spende der Stiftberger Kirche, wurde das Geld an die Gemeinde Rode, Herrn Bürgermeister Adolf Hedrich, übergeben, in dessen Auftrag dann die Renovierungsarbeiten vorbereitet wurden, (siehe Brief der Stiftberger Kirche und Antwortschreiben des Bürgermeisteramtes Rode).

Zur Erinnerung an den letzten Wunsch Pfr. Meltzers, wurde in Deutschland eine Gedenktafel angefertigt, die am 19. September 1999 neben der „Pfarrerpforte” an der Roder ev. Kirche angebracht wurde. Im Rahmen eines Festgottesdienstes, gehalten von Pfarrer Hans Dieter Krauss (Stadtpfarrer in Bistritz) im Beisein des Bürgermeisters und des orthodoxen Popen, wurde die Tafel enthüllt und erinnert jeden Besucher an den letzten eigenen Pfarrer der Kirchengemeinde Rode:

„Gedenkt an eure Lehrer, die euch das Wort Gottes gesagt haben; ihr Ende schaut an und folgt ihrem Glauben nach. Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit” (siehe Predigt und Ansprache anläßlich der Enthüllung der Gedenktafel am 19. Sept 1999)

Heute, zum 25-jährigen Abschiedsjubiläum unseres lieben Pfarrers Rudolf Meltzer, ist es technisch möglich, diesen umfangreichen Bericht über seine Arbeit in Rode und in Deutschland via Internet einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Mögen viele Internetbesucher sich über den letzten eigenen Pfarrer der Gemeinde Rode informieren, der Gemeinde, die heute ganz klein ist, aber deren Bande mit den alten und jungen Rodern in aller Welt fest verbunden sind.

In dankbarer Erinnerung an ein erfülltes Leben, Renate Meltzer, geb. Koch und Familie.

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