Singspiel „Roder Hochzeit, Samstag / Sonntag“

Liebe Roder, liebe Freunde unserer Roder, verehrte Anwesenden

Wir haben Ihnen bei unserem letzten Roder Treffen vor zwei Jahren ein kurzes Singspiel vorgeführt, das einen Teil unseres Roder Brauchtums, nämlich den Freitagabend vor der Hochzeit darstellte.

Es war die Verabschiedung des Brautpaares von ihren Jugendfreunden, das dem heutigen Polterabend gleicht, nur eben auf die feierliche und ernste Art, so wie es früher in Rode Brauch war.

Dabei wurden von den engsten Freunden des Brautpaares ergreifende Worte im Roder Dialekt aufgesagt, sowie viele schöne Lieder mit tief greifendem Sinn gesungen. Diese Lieder, zum Teil in Deutsch als auch in Roder Dialekt sagten auf unterschiedliche Weise folgendes aus, wie zum Beispiel:

  • den Dank an die Eltern für eine unbeschwerte Jugendzeit,
  • die Bitte der Braut um den Segen der Mutter zur Trauung,
  • die Bedeutung des Glockenrufs an dem schönsten Tag im Leben
  • Ratschläge zum Verhalten des jungen Paares im Ehestand,
  • ein Polterlied
  • sowie schöne Liebeslieder für das junge Paar.

Gewappnet mit vielen guten Wünschen und Ratschlägen von den jungen  Freunden, muss das Brautpaar aber noch einige Hürden bewältigen bevor es sich Mann und Frau nennen darf.

Genau diesen Teil wollen wir Ihnen, meine sehr verehrten Zuschauer, heute vorführen. Nachdem die Ereignisse dieser beiden folgenden Tage einer Hochzeit, nämlich der Samstag und Sonntag ungeheuer viel Zeit in Anspruch nehmen würden, werden wir Ihnen im Rahmen unseres heutigen Programms nur die prägnantesten Szenen davon vorführen und alles Andere werde ich versuchen, so wie auch beim letzten Mal, Ihnen in Erzählform zu übermitteln.

Nachdem wir alle keine Profis auf der Bühne sind und uns das Herz allen bis zum Halse schlägt, bitte ich Euch um Nachsicht, falls das Eine oder Andere anders ausfällt als ihr es eventuell noch in Erinnerung habt!

Früher, damit meine ich vor allem die Zeit vor dem 2.Weltkrieg, aber auch noch bis weit in die sechziger Jahre hinein, wurden in Rode die Hochzeiten vor allem im Winter gefeiert oder höchstens noch bis Ostern.

Dieses geschah aus mehreren Gründen:

  1. Man hatte im Winter keine Feldarbeit zu verrichten und daher mehr Zeit um große Feste wie eine Hochzeit zu feiern, die mit den Vorbereitungen mitunter fast eine ganze Woche dauerte.
  2. Nach der Ernte im Herbst waren sowohl Getreide, Wein, Eingemachtes als auch gut gemästete Tiere wie: Schweine, Kälber und Hühner zur Verfügung, die man dafür benötigte.
  3. Im Winter war das Fleisch ohne Kühlschränke länger haltbar und genießbar.

Nun für gewöhnlich freiten die Burschen ihre Mädchen noch vor Weihnachten. Es wurde Verlobung gefeiert und gleich danach der Brautkranz sowie der Strauß des Bräutigams, bei sehr begabten Frauen in Rode oder auch in Schäßburg, in Auftrag gegeben.

Zwischen der Verlobung und Hochzeit, die ungefähr vier Wochen auseinander  lagen, wurden die Brautpaare zu fast allen Schlachtfesten in der Verwandtschaft eingeladen. Das war für sie eine sehr schöne, aber mitunter auch eine harte Zeit, denn in den Wochen vor Weihnachten wurden im Ort die meisten Schweine geschlachtet und oft waren sie mehrere Tage hintereinander zu Schlachtessen eingeladen.

Vor Weihnachten wurden auch die meisten Brautkränze und Sträuße noch gebunden, denn in der Frühkirche am Weihnachtsmorgen  sah man gewöhnlich schon die ersten Bräute mit Kranz auf dem Kopf.

Nicht, dass da bereits Hochzeiten gefeiert wurden, nein denn die Hochzeiten gingen immer erst nach Weihnachten los. Für gewöhnlich wollte man ja den schönen Brautkranz nicht bloß ein einziges Mal zur Trauung tragen, sondern ihn gerne schon einige Male vorher zur Schau stellen und das konnte am besten über Weihnachten geschehen, wo mitunter drei Gottesdienste an einem Tag stattfanden.

Oft waren es viele Bräute gleichzeitig, die ihren Kranz trugen und mit dessen Schönheit und Farbenpracht wetteiferten. Da gab es dann ein Getuschel zwischen den Frauen in der Kirche, die in den Bänken hinter den Bräuten saßen, welcher wohl der Schönste sei.

Der Kranz war das einzige Wahrzeichen mit dem man angeben konnte, denn die übrige Tracht war ziemlich schlicht und fast immer gleich in der Ausführung.

Während die Bräute ihren Kranz zur Schau trugen, wetteiferten die Burschen mit der Farbenpracht und Größe ihres Straußes, der aus vielen bunten Papierblumen gebunden war  mit Rosmarinzweigen dazwischen, den man eigens dafür den Sommer über gezüchtet hatte.

Zur Trauung trug allerdings nur die Braut ihr Wahrzeichen – den Kranz, während der Bräutigam seinen Strauß daheim ließ. Wir werden aber versuchen, Euch heute beides vorzuführen als Erinnerung an die schöne Zeit.

Wir haben bereits letztes Mal erfahren, dass früher aus Platzmangel sowohl im Hause des Bräutigams als auch im Hause der Braut für sich getrennt ablaufende Hochzeitsfeiern stattfanden, die miteinander fast gar nichts zu tun hatten und in diesem Sinne geht es auch heute weiter. Wir werden Ihnen abwechselnd das Haus des Bräutigams oder der Braut zeigen, je nachdem wo die betreffende Handlung stattfindet.

Vorhang auf!!!

( Auf der Bühne sitzen/stehen die Eltern des Bräutigams, der Bräutigam, der Brautknecht, , Großeltern, Geschwister )

SAMSTAG

Es ist Samstag, noch ziemlich früh am Morgen so zwischen 4:00 und 5:00 Uhr, als die Köchinnen und Bäckerinnen in dem Hochzeitshaus des Bräutigams mit voll beladenen Schüsseln auftauchen, in denen sie: Mehl, Eier, Speck sowie geräucherte Rippchen und Bratwurst mitbringen und gleich mit einem Wecklied aufwarten.

(Es treten auf die Bühne: die Köchinnen von der Seite des Bräutigams, sowie alle anderen Frauen u. Männer mit abgedeckten Tellern, gefüllt ev. mit aufgeschnittener Hanklich u. Striezel oder den Klàtschen. Sie singen das Lied:)

Ermuntert euch ihr Frommen“

Ermuntert euch ihr Frommen, zeigt euren Lampenschein.
Der Morgen ist gekommen, der helle Tag bricht an.
Auf! Der Hahn hat schon gekrähet, alles ist schon munter
und das Morgensternlein geht dort schon wieder unter.

Es wurde für gewöhnlich außer dem Wecklied auch noch ein ernstes, christliches Lied gesungen als Gebet sozusagen, damit alles gut gelinge.

„Das walte Gott“ 

Das walte Gott, der helfen kann!
Mit Gott fang ich die Arbeit an,
mit Gott nur geht es glücklich fort,
drum ist auch dies mein erstes Wort:
Das walte Gott, das walte Gott!

(Danach stellen die Frauen ihre Schüsseln/Teller zum Teil auf die gedeckten Tische ab – die mit Hanklich/Striezel, und auf einen separaten Tisch im Eck am Eingang von der Bühne – die mit den Klàtschen, damit sie nachher diese zum Umzug mitnehmen können und alle setzen sich an die Tische mit dem Gesicht zum Publikum.)

Auf diese Art und Weise, also fröhlich und zuversichtlich starten die Frauen nun in den Samstag.

Da heißt es wieder Teig kneten für Hanklich, für Striezel, und für Brot mit lauter leckeren Zutaten, denn man möchte unbedingt, dass alles gut gelingt.

Die unterschiedlichen Teige müssen bis zum Frühstück geknetet sein, damit sie aufgehen und danach von den Backfrauen verarbeitet werden können.

Außerdem müssen wieder Hühner geschlachtet werden, die für Sonntag eine schmackhafte Suppe sowie einen leckeren Braten abgeben sollen.

All das bedeutet viel zu tun und benötigt sehr viel Arbeitseinsatz von Seiten der Frauen. Pünktlichkeit war angesagt und daher ist es nicht verwunderlich, dass die Frauen welche zu spät zum Helfen erscheinen mit einem so genannten „Schandlied“ empfangen werden. Auch wir haben heute tatsächlich zwei, die wahrscheinlich verschlafen haben.

(Gerda und Sara tauchen als verspätete Helferinnen auf)

Wer ein faules Gretchen hat“

Wer ein  faules Gretchen hat, der kann wohl lustig sein.
Sie schläft ja alle Morgen, Morgen bis die liebe Sonne scheint.
Ei ist das nicht eine Schand’!

Das war nicht immer böse gemeint, im Gegenteil man freute sich wenn man dieses Lied an den Mann oder besser gesagt an die Frau bringen konnte zur allgemeinen Aufheiterung und benützte es eben bei der oder den zuletzt eingetroffenen Frauen, von denen es auch nicht als schlimm aufgefasst wurde.

Jede Frau wusste wie unheimlich wichtig es war rechtzeitig zum Helfen zu erscheinen, denn die meiste Arbeit musste bis gegen Mittag erledigt sein.

(Inzwischen sitzen alle auf ihren Plätzen)

Am Samstag kurz vor Mittag war für gewöhnlich die standesamtliche Trauung angesetzt. Vorher aber kam die Braut zum Bräutigam um ihm das Hochzeitshemd als Geschenk zu überbringen.

Dabei war es Brauch, dass die Braut eine kleine Ansprache hielt (an Waurt mucht), die von Fall zu Fall unterschiedlich lang war, jedoch dem Sinn entsprach, sich bei der zukünftigen Verwandtschaft  und natürlich beim Bräutigam ins rechte Licht zu rücken, also gut anzukommen.

Außerdem brachte sie eine besonders schön gebackene Hanklich mit, denn sie wollte ihren zukünftigen Verwandten damit zeigen, dass auch ihre Verwandtschaft gute Arbeit geleistet hatte und somit die Hochzeitsfeier starten konnte.

Ich bitte nun um völlige Ruhe im Saal, denn unsere Braut sagt ihre Begrüßungsrede auf Roderisch, damit Ihr soviel wie möglich davon verstehen könnt!

(Braut betritt die Bühne mit Mikrofon.)

Braut:       An jeuden Duch wajl ich jewonscht hün, läw Frojnd!

Köchin:    Mir wajlen jedaunkt hün!

Braut:       Ich wajl hüfen, dot ihr àlles bä bester Jesojndhajt ünzetrefen werd, wer at dem alsü, wajl ich mich freuen uch Jeut daunken derfaur.

Köchin:    Daunket dem Hearn, mir sin  àllen jeut jesojnd!

Braut:       Läw Frojnd: Asü wä mir äs et uch ujch bekamt, dot min läw Bruidem jeboaden hàt am min Hamd.

Haisch äs der Bruitstamd jelaiwt mer at jearn, àlle Ojünjenehmlichkajten bläiwen eus fearn. Deu àwer der Bruitstamd der hilijen Ih mess wichen, wàlen mir àllen Jügendleuchtsièn bejlièchen und pàssen eus ün, ün dej fejerlich Stojnd, dä ün eos arleiwen sièlen eos ihrlich Frojnd.

Zem Zajchen der Frojndscheft bèihren ich üjch met ar Haunklich!

(Braut gibt die Hanklich der Köchin)           

Köchin:    Mir daunken haisch!

Läw FrojndDet miènschlich Laiwen äs wäj an Kraislauf, am wird jebauren, jedauft, konfirmiert und speter am sàlwest Laiwen ze spenden mät dem Läwsten jetraut, far Jeut uch dàn Miènschen mätanamder verbojnden.

Dièr  Briàch äs vün Miènschen zer Ihr Gottes uch zer Àfraichtarholdeng der Sijttlichkajt jeschufen woarden.

Net verborjen äs et uch üich blijwen ihr läw Frojnd, dot mir zesüjmen met minem läwen Bruidem eos hün antschlüssen den letzten eoser haischen Briàch ze arfàlen, am jemajnsem eosen Laiwenswich ze betreàden.

Am dä Fejerlichkajt dieses Briàches ze arfàlen, bidden mir uich läw Frojnd eos vaurzeberajden, eos an dot ihrbàr Gottehois ze bàlajden am Zujen eoses Versprichens far det Laiwen ze werden.

Ich weàl hüfen, dot dièr Schreàt eos näjchest bereuen wit. Mir wàlen zesüjmen Jeut bidden eos uch an den schweren Stojnden eoses Laiwens bäzestàhn, eos Trüst uch Meot ze schinken am treu eos Pflicht bäs ün eos Und ze arfàlen.

*Ich treàden huit ant Àlderhois mines läwen Bruidems am eàhm var sinen Läwsten uch Nächsten ze verkojnden, dot ich hinfaurt far sin lejwlich Waularjàn weàl sorjen und zem Zajchen uch noi oldem Brièch eàhm det Bruidemheàmd ze iwerajchen.

Neo fest am Jelauwen uch treu eosem Briàch treàden ich far minen läwen Bruidem, bestièmt freut hai sich.

Läwer Bruidem:  Asü wäj  huit dürch dièt klajn Jàschink, wot dir min Läft uch Verbojndenhajt zajen soll, weàl ich neo an eosem wäjteren Laiwen far dich uch dièn Hois sorjen, damät teu neu diner Oàrbert uch neu dinen Sorjen an miner Neht Reoh uch Frieden faunst.

Nim dièt Jeschink uch speter àlles ün und sau jeweàs, dot et vün dem kit, die dich am läwsten hüt of dieser Aird.

Làss eos zesüjmen eosen Herjeut bidden, dot mir asü wäj huit ün eosem Ihrenduch sinem Ruf der Kleuken fuljen und eos jed Meàl drün areànern wäj jelojchlich mir deo weuren, wäj jelojchlich mir änden sin. Ich hàt ze bidden mät dièsen Waurtern!

(Darauf nimmt der Bräutigam die Braut in die Arme, gibt ihr einen Kuss. Anschießend setzen sich alle zu Tisch, probieren die mitgebrachte Hanklich der Braut und loben sie! Außerdem wird auch getrunken und geplaudert.)

Ja liebe Zuschauer, wie Ihr sehen könnt kommt die von der Braut mitgebrachte Hanklich bei der Verwandtschaft ihres Bräutigams sehr gut an.

Sie hat ja auch eine besonders schön rosig-gebackene dabei, um sich bei der neuen Verwandtschaft nicht zu blamieren.

Es war nicht selbstverständlich, dass bei den Hochzeitsvorbereitungen immer alles gut geriet, das können mit Sicherheit viele Frauen hier im Saal bestätigen.

  • Dabei hing es in erster Linie von der Qualität des verwendeten Mehles ab sowie der anderen Zutaten wie Hefe, Butter, Rahm u.s.w.
  • Weiterhin musste der Teig ordentlich geknetet sein, bis er Blasen bildete. Das kostete die Kneterinnen viel Kraft und Schweiß.
  • Die Temperatur im Raum musste stimmen, damit der Teig gut aufgehen konnte, es war keine Zugluft erlaubt.
  • Dann war es wiederum sehr wichtig, dass der Backofen gut geheizt und anschließend sauber gekehrt war. Dafür konnte man nur erfahrene Bäckerinnen gebrauchen, die schon sehr oft im Backofen gebacken hatten. Für jede Teigsorte, ob es nun Hanklich, Striezel oder Brot war, musste man den Backofen unterschiedlich aufheizen.

So kam es natürlich manchmal vor, dass auch etwas misslang:

  • Entweder der Teig ging nicht ordentlich auf, dann war das Gebäck hart oder zäh.
  • Das Brot im Backofen stieg nicht auf die gewünschte Dicke/Höhe an, dann hatte man so genannte Plàtschinten / Fladen, wie man diese nannte.
  • Wenn auf die Hanklich nicht genug Rahm mit Eidotter und zu wenig Fetttropfen verteilt wurde, dann sah sie nach dem Backen – barfuss (boàrbes)  aus. Oder sie wurden beim Hineinschieben in den Backofen etwas gestaucht, so dass sie nicht mehr eine schöne runde Form hatten.
  • Manchmal stieg der Striezel in den Backformen so hoch, dass er über den Rand herausfloss; das gab dann ein seltsames Gebilde. Oder er stieg erst schön hoch und sackte danach in der Mitte wieder zusammen, so dass er innen speckig (schläifich) war.

Ja, man könnte die Reihe der Missgeschicke noch weiterführen und es kam manchmal vor, dass die Frauen am späten Nachmittag noch mal neuen Teig kneten, beziehungsweise den Backofen heizen und backen mussten.

Wir hoffen aber, dass dieses bei unserer Hochzeit nicht der Fall ist, denn wir haben heute noch so allerhand vor.

Zuerst einmal muss unser Brautpaar nun zur standesamtlichen Trauung, wo es ganz allein hingeht, ich meine ohne Begleitung von eventuellen Trauzeugen oder Eltern, wie es heutzutage üblich ist.

(Brautpaar steht auf und verlässt Hand in Hand die Bühne mit kurzem Nicken zu den Anwesenden auf der Bühne.
Die anderen räumen den Tisch ab, es folgt die Vorbereitung des Zimmers als Brauthaus mit gedeckten Tischen für das Mittagessen. Das machen soweit noch nicht fertig, ev, die Gebockelten weiter.)

Vorhang zu !!!

Meine lieben Zuschauer, unser Brautpaar ist nun wie gesagt bei der standesamtlichen Trauung. Anschließend kehren sie ins Haus des Bräutigams zurück wo sie mit einem festlichen Mittagessen, wie z. Bsp. Breudenlàwend erwartet werden.

Nach dem Mittagessen begleitet der Bräutigam die Braut wieder nach Hause, wo sie den Nachmittag verbringen.

Die Braut erhält nun als Dankeschön von den Köchinnen auch eine Hanklich zum mit nach Hause nehmen, damit ihre Verwandtschaft das Gebäck der Gegenseite auch in Augenschein nehmen kann. Dabei wird auch dieses Mal großer Wert darauf gelegt, dass diese Hanklich besonders gut aussieht.

Der Samstagnachmittag wurde früher bei vielen Hochzeiten dafür genützt – fröhlich, singend und musizierend durch das Dorf zu ziehen, um damit allen Dorfbewohnern zu zeigen, dass man Hochzeit feierte. Dabei wurde an diejenigen, die nicht zur Hochzeit geladen waren (hauptsächlich an die Kinder), Hanklich und Klàtsch verteilt. Das war immer ein besonderer Leckerbissen für die Kinder, denn man aß früher nicht sehr oft Kuchen.

Die Burschen und jungen Mädchen fuhren oft auf einem Wagen voraus und zogen hinter sich ein Wagenrad, auf dem ein aus Maisstängeln und Stroh gefertigtes und sehr komisch angezogenes Tanzpaar befestigt war (Das Schiàna). Dieses bewegte sich mal nach der einen, mal nach der anderen Seite, je nachdem wie die Unebenheiten der Straße es zuließen. Es war immer sehr lustig anzusehen und passte zu dieser ausgelassenen Gesellschaft gut dazu.

Auf dem Rundgang durch das Dorf kam man natürlich auch am Haus der Braut, beziehungsweise des Bräutigams vorbei, wo man vor dem Straßentor empfangen und mit Hanklich, Striezel und Wein bedient wurde.

Zur Auffrischung der Erinnerungen an früher, wollen wir nun unsere Hochzeitsgäste  von der Seite des Bräutigams durchs  Dorf ziehen lassen, wobei unsere Tischreihen im Saal die Straßenzüge von Rode darstellen sollen.

Ich bitte nun das Licht einzuschalten, damit alle was sehen können und sich keiner bei dem Umzug den Fuß vertritt oder andere Verletzungen erleidet! 

(Von der Bühne aus geht die Hochzeitsgesellschaft des Bräutigams, voran der Akkordeonspieler in den Saal hinunter und umringen den Saal, wenn es geht auch zwischen den Tischreihen, dabei singen sie ev. folgende Lieder )

  1. Horch was kommt von draußen rein

Horch was kommt von draußen rein, holari, holaho,
wird wohl mein Feinsliebchen sein, ho-la-ri-a-ho.
Geht vorbei und schaut nicht rein, holari, holaho,
wird’s wohl nicht gewesen sein, ho-la-ri-a-ho

Leute haben’s oft gesagt, holari, holaho,
was ich für ein Liebchen hab, ho-la-ri-a-ho.
Lass sie reden, ich schweig still, holari, holaho,
kann ja lieben wen ich will, ho-la-ri-a-ho.

Wenn mein Liebchen Hochzeit hat, holari, holaho,
hab ich einen Trauertag, ho-la-ri-a-ho.
Geh’ dann in mein Kämmerlein, holahi, holaho,
trage meinen Schmerz allein, ho-la-ri-a-ho.

Wenn ich dann gestorben bin, holahi, holaho,
trägt man mich zum Grabe hin, ho-la-ri-a-ho.
Setzt mir keinen Leichenstein, holari, holaho,
Pflanzt mir drauf Vergißnichtmein, ho-la-ri-a-ho.

  1. Ich pflückte zwei dunkle Rosen

Ich pflückte zwei dunkele Rosen, wohl in der Maienzeit,
ich pflückt sie für mein Liebchen, oh welche Seligkeit.
Ich trug sie an das Fenster, darinnen mein Liebchen wohnt,
und ward für diese Gabe mit einem Kuss belohnt.

Refrain:
Liebchen komm mit, komm mit, verlasse dein Haus,
Liebchen komm mit, komm mit in die Freiheit hinaus!

Ein Knabe mit lockigen Haaren muss fort zum Militär,
und bei dem Abschied nehmen schlug ihm das Herz so schwer.
Es schlug ihm so gewaltig und lässt ihm keine Ruh’
und bei dem Abschied nehmen ruft er dem Liebchen zu.

Refrain:
Liebchen komm mit …

Wir beide müssen scheiden aus diesem schönen Kreis,
die Liebe die muss bleiben, auch du auf ewig mein.
Die Stunde hat geschlagen zum Auseinandergehn,
wer weiß ob wir uns beide noch einmal wieder sehn.

Refrain:
Liebchen komm mit …

Am Abend wenn die Sonne sich senkt am Horizont,
die Vöglein in dem Walde wie still ansteigt der Mond.
Dann zieht an uns die Schwalbe, die Nachtigall empor,
dann werd ich meinem Liebchen ganz leise flüstern ins Ohr.

Refrain:
Liebchen komm mit …

  1. Drei Lilien

1. Drei Lilien, drei Lilien
die pflanzt’ ich auf dein Grab.
Da kam ein stolzer Reiter und brach sie ab.

Refrain:
Ju-vi-va-la-ra-la-la-la-la-la-laa, Ju-vi- va-la-ra-la-la-la-la-la-laa,
da kam ein stolzer Reiter und brach sie ab.

2. Ach Reitersmann, ach Reitersmann
Lass doch die Lilien steh’n.
Die soll ja mein Feinsliebchen noch einmal seh’n.

Refrain:
Ju-vi-va-la-ra-la-la-la-la-la-laa, Ju-vi- va-la-ra-la-la-la-la-la-laa,
Die soll ja mein Feinsliebchen noch einmal seh’n.

3. Was kümmert mich dein Liebchen,
was kümmert mich dein Grab.
Ich bin ein stolzer Reiter und brech’ sie ab.

Refrain:
Ju-vi-va-la-ra-la-la-la-la-la-laa, Ju-vi- va-la-ra-la-la-la-la-la-laa,
Ich bin ein stolzer Reiter und brech’ sie ab.

4. Und sterbe ich noch heute,
so bin ich morgen tot.
Dann begraben mich die Leute um’s Morgenrot.

Refrain:
Ju-vi-va-la-ra-la-la-la-la-la-laa, Ju-vi- va-la-ra-la-la-la-la-la-laa,
Dann begraben mich die Leute um’s Morgenrot.

5. Um’s Morgenrot, um’s Morgenrot
will ich begraben sein.
Dann ist ja mein Feinsliebchen so ganz allein.

Refrain:
Ju-vi-va-la-ra-la-la-la-la-la-laa, Ju-vi- va-la-ra-la-la-la-la-la-laa,
Dann ist ja mein Feinsliebchen so ganz allein.

  1. Warum weinst du, holde Gärtnerin? –

Müde kehrt ein Wandersmann zurück,
nach der Heimat seiner Liebe Glück.
/: Doch bevor er tritt vor Liebchens Haus,
kauft er für sie den schönsten Blumenstrauß. :/

Und die Gärtnersfrau so hold, so bleich,
sie erkennt den Wandersmann sogleich.
/: Und bei jeder Blume, die sie bricht,
rollen ihr die Tränen ins Gesicht. :/

Warum weinst du holde Gärtnersfrau,
weinst du um das Veilchen dunkelblau.
/: Oder um die Rose, die du brichst?
Nein um die Blumen alle wein ich nicht. :/

Um den Jüngling wein ich nur allein,
der gezogen in die Welt hinein.
/: Dem ich Lieb’ und Treu’ geschworen hab’,
den ich als Gärtnersfrau gebrochen hab’. :/

Treue, Liebe hast du nie gehegt,
doch die Blumen immer treu gepflegt.
/: Ei so gib mir holde Gärtnerin
einen Strauss Vergissmeinnicht darin. :/

Mit dem Blumenstrauße in der Hand,
will ich wandern durch das ganze Land.
/: Bis der Tod mein müdes Auge bricht,
drum lebe wohl, leb wohl und weine nicht. :/

  1. Seht her wie stolz ich um mich schau

1. Seht her wie stolz ich um mich schau,
die Brust geschmückt mit rot und blau.
/: Die Treue blau, die Liebe rot,
die Farben lieb ich bis zum Tod. :/

2. Tret’ ich hinaus in die Natur,
blüh’n Rosen und Veilchen auf der Flur.
/: Die Veilchen blau, die Röslein rot,
die Farben lieb ich bis zum Tod. :/

3. Ruft mich die Ehr’, den Stahl im Arm,
Verspritz ich gern mein Herzblut warm.
/: Mein Stahl so blau, mein Blut so rot,
die Farben lieb ich bis zum Tod. :/

4. Und legt ihr mich ins Grab hinein,
so schmücket dann ihr Brüder mein,
/:den Sarg mit Blumen blau und rot,
die Farben lieb ich bis zum Tod. :/

  1. Distel, Distel, Wegedorn, meinen Schatz hab’ ich verlor’n

1. Distel, Distel, Wegedorn
Meinen Schatz hab’ ich verlor’n;
Such’ die Straße hin und her,
Wo mein Schatz geblieben wär’.

2. Efeu, Efeu, Immergrün,
In die Fremde will ich zieh’n;
Wo kein Mensch mein Herzleid kennt,
Niemand meinen Namen nennt.

3. Birke, Birke, Maienbaum,
Meine Liebe war ein Traum;
Währte einen Sommer lang,
Ist dahin wie Glockenklang.

4. Myrte, Myrte, Jungfernzier,
Was soll deine Blüte mir;
Denn es hat mir Schlechtigkeit
Häckerling vors Haus gestreut.

5. Hafer, Hafer, Schandenkraut,
Unglück ist mir angetraut;
Wo das tiefe Wasser rinnt,
Meine Seele Ruhe find’t.

(Vor der Bühne warten auf der entgegengesetzten Seite zur Treppe ein paar Hochzeitsgäste der Braut sozusagen vor dem Haus der Braut.
Dort werden die ankommenden Hochzeitsgäste des Bräutigams mit Hanklich und Wein bewirtet und singen die beiden Lieder:)

Wir grüssen Euch ihr neuen Freund’ – zur Begrüßung

1. Einen schönen Gruß mit aller Müh, den wünschen wir euch in der Früh
und grüssen euch, ihr neuen Freund, hinfort seid ihr mit uns vereint.

2. Vereint hinfort als Freund zu sein, Gott gebe Segen und Gedeih’n.
Hinfort als Freunde zu erkennen, hinfort uns immer so zu nennen.

3. Vorstellt uns Gott ein junges Paar, Gott wolle sie segnen viele Jahr.
Wolle geben ihnen Fried und Freud und abwenden von ihnen das Leid.

4. Bis hierher in dem Jugendstand, führt sie Gott stets an seiner Hand.
Er führe sie hinfort sogleich und mache sie an Gutem reich.

5. In dieser frühen Morgenstund’, tun wir auch schon die Hochzeit kund,
ja kund ist sie vorher getan, noch ehe sich dies’ Paar vernahm.

6. Gott wolle geben sein Gedeih’n, Verstand in ihre Sinn hinein.
Hinfort sich immer treu zu ehren, das wird und soll ihnen niemand wehren.

Lebet wohl, lebet wohl ihr guten Freunde – zum Abschied

1. Lebet wohl, lebet wohl, ihr guten Freunde,
lebet wohl – Aufwiedersehn,
Es ist freilich keine Freude,
heute noch von euch zu gehen.

Refrain:
Alles ist recht gut gemacht, gut gemacht.

2. Wir wollen gehen hier und dort ins fremde Lande,
schließt der Freundschaft Liebesbande.
Wo die Treu und die Liebe spricht,
lebet wohl, vergiss mein nicht.

Refrain:
Lebet wohl, lebet wohl, Aufwiedersehn.

3. Sollte einst der Fall geschehen,
so dass wir einander nicht mehr sehen.
So sehen wir uns vor dem Weltgericht,
lebet wohl vergiss mein nicht.

Refrain:
Lebet wohl, lebet wohl, Aufwiedersehn.

(Mit diesem Lied verabschieden sich die Hochzeitsgesellschaften voneinander und kehren nachhause – auf die Bühne zurück.
Dort haben sich in der Zwischenzeit die beiden Familien: Brautpaar, Wortmänner, Brautknecht, Brautjungfer, Verkäuferin, die beiden Gebockelten in die Kirchentracht umgezogen)

LICHT WIEDER AUS!

So meine lieben Zuschauer, ich hoffe ihr habt allesamt an unserem fröhlichen Umzug eure Freude gehabt und der Eine oder Andere hat auch ein leckeres Stück Klàtsch abbekommen, genauso wie es früher der Fall war.

Nun, wie ging es denn früher weiter an diesem Samstag?

Das Brautpaar zog die Kirchentracht an, die Braut trug den Brautkranz und sie gingen unter dem Nachtglockengeläut in die Gebetsstunde zum Pfarrhof, wo in der Amtsstube die Vorbereitung auf die Trauung am nächsten Tag stattfand.

Die anderen Hochzeitsgäste gingen  nach dem Umzug alle nachhause um daheim das Vieh, beziehungsweise ihre Haustiere zu füttern.

Danach zog man sich ein schöneres Gewand an, als man es tagsüber beim Helfen angehabt hatte und ging mit der ganzen Familie, diesmal auch die Kinder wieder in das Hochzeitshaus wohin man eingeladen worden war: entweder zur Braut oder zum Bräutigam.

Beim Bräutigam fand an diesem Abend nur ein Abendessen statt – gewöhnlich ein Kalbsbraten, denn die richtige Hochzeit sollte ja erst am Sonntag sein.

Aber bei der Braut war dieser Abend die eigentliche Hochzeit. Hier wurde richtig gefeiert, getanzt und gelacht, allerdings ohne Bräutigam und am späten Abend  wurden sogar die Geschenke überreicht (jejeuwt).

Danach folgte der Brauttanz, jeder durfte mit der Braut gegen ein gewisses Entgelt ein paar Takte tanzen, sogar die Kinder. Dieses Geld nannte man „Windelgeld“ und es war für das erste Kind der Brautleute bestimmt.

An diesem Abend wurde noch vor Mitternacht das Hochzeitsfest beendet, denn der nächste Tag, der Sonntag sollte für alle Beteiligten ein ziemlich anstrengender Tag werden. Der Wortmann der Braut, für gewöhnlich ein Onkel der Braut oder anderer naher Verwandter der gut reden konnte, sprach den Abschied, zum Beispiel:

(An dieser Stelle kommt ev. der Wortmann der Braut hinter dem Vorhang hervor und sagt die paar Worte)

„Läw Frojnd, bä jeoden Luiden äs et jeot sin, et mièß uch aist jeschajden sin. Moàren hün mir jrüß Pflichten ze arfàlen und ich bidden uich morenfroi pijntlich ze arschinen!
Ich hàt ze bidden mät dièsen Waurtern!“

SONNTAG

Es ist Sonntagmorgen gegen 8:00 Uhr. In jedem Hochzeitshaus, sowohl beim Bräutigam als auch bei der Braut sind alle Hochzeitsgäste pünktlich zum Frühstücken erschienen. Heute gibt es nämlich das berühmte Katerfrühstück – Krautsuppe (Jujchenlàwend) mit gebratenen Schweineripple und Bratwurst dazu. Da läuft einem ja direkt das Wasser im Munde zusammen, wenn man daran denkt, oder?

Die Männer kriegten zur Begrüßung einen Schnaps und wer nicht pünktlich zum Frühstück erschien, der musste einen Becher Juich trinken, denn das Zuspätkommen bedeutete, dass er am Abend zuvor einen über den Durst getrunken hatte und deswegen verschlafen hatte. Die Juich sollte ihn nun kurieren!

Das Frühstück war so früh angesetzt weil um 10:00 Uhr die kirchliche Trauung stattfinden sollte und dafür musste man vorher noch die Braut aus ihrem Elternhaus abholen. Wenn nun die beiden Hochzeitshäuser recht weit voneinander gelegen waren, oder auch noch schlechtes Wetter herrschte, brauchte man dafür eine gewisse Zeit.

VORHANG AUF!

(Auf der Bühne befinden sich die Braut mit Eltern, Brautjungfer, Verkäuferin, Geschwister, Kinder, Wortmann und natürlich mindestens eine Köchin, denn an denen führte kein Weg vorbei in die gute Stube zur Braut)

Auch im Hause der Braut herrschte reges Treiben, eine gewisse Aufregung und ich würde fast meinen auch ein bisschen Trauer darüber, dass man nun seine Tochter an ein fremdes Haus hergeben sollte.

In Anbetracht dessen, dass die Braut nun in Kürze ihr Elternhaus verlassen wird um nach der Trauung ihrem Bräutigam in sein Haus zu folgen, wird sich die Braut von ihren nächsten Verwandten verabschieden und sich dabei gleichzeitig für all das bedanken, was sie als Kind und Jugendliche zu Hause empfangen hat.

(Die Braut gibt jedem ihrer Verwandten die Hand und sagt etwas dazu…)

Die Braut hat heute ihr schönstes Kirchengewand an, gewöhnlich das Weiße wie es sich für eine Braut gehört, außer im Winter, da zog sie zur Kirche eine grüne Joppe an, die aus Wollstoff und damit etwas wärmer war.

Es gab früher keine warmen Pelzmäntel für die Frauen in Rode zumindest soweit wir uns zurückerinnern können. Meine Mutter konnte sich aber daran erinnern, dass in ihrer Kindheit mindestens zwei ältere Frauen: z. Bsp. die alte Zillesjaut im Jeßchen und die Mischentrinanja im Bäfelhimchen, so einen Kürschen im Winter zur Kirche getragen hätten. Das war ein etwas kürzerer Pelzmantel als der Pelz der Männer und auf den Schultern mit einem eingearbeiteten Brett, wie es in einigen anderen sächsischen Ortschaften auch später noch Brauch war.

Susanne Bell aus Waldkraiburg hat so einen Kürschen noch im Familienbesitz und hat ihn heute mitgebracht als Wahrzeichen einer längst vergessenen Tradition. Keiner weiß es heute mehr, warum dieser Teil unserer Tracht nicht mehr weiter verwendet wurde und somit fast in Vergessenheit geraten ist.

Bei uns in Rode gab es für die Frauen den Kirchenmantel, dieses schmale schwarze Teil, das am Rücken herunter hing, das zwar nicht wärmte aber wenigstens als Sitzunterlage auf den kalten Kirchenbänken diente. Auch dieser Mantel soll früher mal etwas breiter gewesen sein, so wie schon sein Name verrät. Er reichte über die Schultern und konnte an den beiden seitlichen Schlaufen mit den Händen vorne zusammengehalten werden. Diese Schlaufen sind zwar auch in unserer Zeit noch vorhanden, aber sie sind nutzlos in Anbetracht dessen, dass der Mantel so schmal ist.

Ja liebe Anwesenden, wir sehen auch in der Kirchentracht gibt es so etwas wie Modeerscheinungen, die  kommen und wieder gehen, im Wandel der Zeit.

Unsere Braut trägt heute natürlich ihr Wahrzeichen – den Brautkranz, der sie ganz besonders schmückt und sie von allen anderen jungen Mädchen hervorhebt.

Die Verwandtschaft der Braut wartet  auf das Eintreffen des Bräutigams mit seinem Gefolge, oder eher des Brautknechts, denn dieser ist heute beauftragt die Braut zu freien und zur Kirche zu begleiten.

Ich bitte nun wieder um Ruhe im Saal, damit ihr den ganzen Dialog besser verstehen könnt, denn er ist wieder auf Roderisch! 

Brautknecht:    An jeloichselijen Morjen, läw Kichanen. Ich walj wonschen, dot ihr àllen bä bester Jesojndhad ünzetrefen werd, wer et dem alsü, sü wer ich mich horzlich freuen uch Jeut daunken derfaur!

Köchin:               Daunket dem Herren, asü wä mir eos hün bereit, sin mer jesojnd und kinen eos Pflicht deon.

Brautknecht:    Eos läw Kichànen antbäden an haischen Jruàz uch Sejen dernaiwen.

Köchin:               Mir bedaunken eos.

Brautknecht:    Am an Faurtreàt hat ich ze bidden bäs bä den Deàsch!

Zum Wortmann sagend:

An jeloichselijen Morjen walj ich jewonscht hün uch dot der läw Waurtmaung met der jamzer Frojndscheft an jereosem Nücht hün jehüt uch jesojnd àfhünkinenstàhn.

Wortmann :      Ich bedaunken mich der selijen Neufreugen

(der Braut)

Brautknecht:    Mät bittfàltijem Hàrzen stàn ich häi, dot ich mich hün ànderstamden an dies Behoiseng aren ze treàden.

Ich bidden am Arlaufness minen Frojnden det Daur àfzemuchen uch uich läwer Waurtmaung, ihr silt eosem Waurtmaung antkeen treàden bäs far de Dir, damät se är Waurt iewerainstimen!

Wortmann:       Et äs der arlauft!

(der Braut)

(Brautknecht und Wortmann der Braut gehen raus und kommen gleich darauf wieder herein gefolgt vom Bräutigam, seinem Wortmann und zwei gebockelten Frauen.)

Brautknecht:    (tritt vor die Braut)

Läw Bruit, ich hün jesähn, dot em dich nit alain jelossen hüt. Teo bäs an jeoden Hunden, an Verkaifaràn uch an Medlodaràn stàn dir zer Sit.

Sü walj ich uich bidden läw Verkaifaràn, ihr salt mir de Bruit iewerjain dot mer zer hilijen Hamdleng jàn kenden.

Verkäuferin:     Na asü jait dot nit! Dies Bruit äs eos vün Jeut beschairt, dies äs Jauld uch Sàlwer weirt! Jault uch Sálwer wállen mir hün, seaß jajt dies Bruit häiher net derfün!

Brautknecht:    Jauld uch Sàlwer hün ich niet!

Verkäuferin:     Nà dreu làss sän wot teo hüs!

(Sie hält die Hand auf und lässt sich soviel Geldscheine geben bis sie meint es reicht)

Diet äs jeneàch!

Wortmann:       (Übergibt der Braut die Morgengabe)

(des Bräutigams)

Läw Bruit, häi iwerjain ich dièr de Morjenjeuf. Teo sollt se mät Jesojndhait dràn wun teo an de Kirch jais zem Baiden far dich uch dä dinen!

Braut:                  Ich bedaunken mich haisch!

Wortmann:        Mir wàllen eos neo àfstàllen, damät mer diet jàng Pür an de
(der Braut)           Kirch bejladen zer hilijen Hamdleng der Trauung.

Lied: „Unsern Ausgang segne Gott“

(Zuerst gehen die Wortmänner, dann der Brautknecht mit der Braut, der Bräutigam mit der Brautjungfer, die Verkäuferin und die Gebockelten, dann der Rest)

VORHANG ZU!!!

Liebe Anwesenden, an dieser Stelle muss ich noch ergänzend sagen, dass es eigentlich Brauch war, dass sich der Bräutigam vor dem Kirchgang bei seinen zukünftigen Schwiegereltern und näheren Verwandtschaft eingrüßt. Dabei bittet er um herzliche Aufnahme in der neuen Familie als Schwiegersohn, beziehungsweise als Schwager. Aus Zeitmangel haben wir jedoch darauf verzichtet.

Unser Hochzeitszug geht nun zur Kirche um wie bereits angekündigt die heilige Handlung der Trauung an dem jungen Paar mitzuerleben.

Dabei wird die Braut wie soeben gesehen vom Brautknecht zur Kirche geführt, nicht vom Bräutigam!

Es wurde eigentlich ein ganz normaler Gottesdienst gefeiert wie sonst auch, vielleicht mit etwas ernsteren und feierlicheren Liedern.

Nachdem die kleineren Kinder, die noch nicht konfirmiert waren, die Kirche verlassen hatten folgte die Predigt. Anschließend sang der Kirchenchor ein Trauungslied, das sich die Braut unter Umständen vorher ausgewählt hatte.

Dieses Trauungslied werden wir nun heute als einziges Lied aus der Kirche anhören.

(Hinter der Bühne erklingt das Trauungslied)

 „Nun legen sie stille“

Nun legen sie stille, in festlicher Stund’,
die Hände zusammen zum ewigen Bund,
und über die Lippen klingt leise das Wort
/:der Liebe und Treue am heiligen Ort. :/

Ihr himmlischen Geister, oh weiset fortan,
dem Paare die rechte, die glückliche Bahn,
gebt Wehr’ ihm und Waffen in Freude und Not,
/:umschwebet es schützend bis in den Tod. :/

Anschließend an dieses Lied findet die kirchliche Trauung statt, danach verlassen alle Hochzeitsgäste die Kirche und werden mit Blasmusik vor der Kirche empfangen.

Nun trennen sich die Wege der beiden Verwandtschaften wieder. Die Verwandtschaft der Braut zieht mit dem Hochzeitszug nachhause ohne Braut, während die Braut nun ihrem frisch angetrauten Ehemann folgt, begleitet nur von ihrer Brautjungfer.

Allerdings führt auch dieses Mal der Brautknecht die Braut zum Haus des Bräutigams und erst am Tor, nachdem er ein mit Wasser gefülltes kleines Holzgefäß ausgeleert hat, das alles Böse von diesem Hof mit einem Mal wegschwemmen soll, übergibt er sie ihrem frisch angetrauten Ehemann mit den folgenden Worten:

VORHANG AUF!!

(Auf der Bühne steht im ersten Drittel vom Eingang der Bräutigam mit der Brautjungfer, daneben der Brautknecht mit der Braut, sowie die anderen in Kirchentracht angezogenen Gäste. Weiter vorne auf der Bühne stehen zwei bis drei Köchinnen, eine mit einem Handtuch auf dem Arm.)

Brautknecht:         Läwer Kumerod, teo hàst mich ünjerait ich sal dir behelflich sin, din Bruit ois ärirem Vüterhois aroiszefrauen uch sä bäs ant Gotteshois ze bejladen damät ihr ihrlicherwäis far Jeud uch far der Wäreld zesüimen jespriuchen macht werden. Ois dem Gotteshois wider arän an ihr Hois. Ich hot net üijeseut sondern zeo. Daunken wel ich Jeut die an Helfar äs jewaist dot et chrestlicherwäis voländet äs worden. Neo àwer läwer Kumerod weàl ich dir uch diner jànger Frau net mih jewonscht hün àls Jeloitch uch Sejen za ihrem hilijen Ihstamd, den ihr huit ünjetroaden hüt. Häi iewerjain ich dir neo din jong Frau ihrlich uch oiversehrt. Teo sollt neo far sä sorjen an Freud uch an Nüt. Asü würem wä min Hamd din hàlt, soll din Hàrz far sä än schlàn.

Nach diesen Worten tritt das Brautpaar nun in das Haus des Bräutigams, wo sie an der Türschwelle von der ältesten Köchin empfangen werden.

Das junge Paar wird von der Köchin mit einem Brauttuch, das ist ein selber gewebtes Handtuch zusammengebunden von einem Stückchen Brot oder Hanklich beißen die beiden abwechselnd ab und die Köchin sagt dazu:

„Asü wä ihr huit dièt Stojtchelchen Haunklich mätanamder dajlt, sièlt ihr häràmen oàles dajlen, damät ihr nichan Schoaden arlièd.“
(So wie Ihr dies Stückchen heute teilt, so sollt ihr hinfort alles miteinander teilen, damit keiner Schaden erleidet.“)

Dann gibt sie aus einem Weinglas beiden zu trinken mit den Worten:

„Dèr Wièn jéef uich Kruft am dot zè vollbrúnen.“
(„Der Wein gebe euch Kraft um das zu vollbringen!“)

Darauf gibt sie aus einem Glas beiden Wasser zu trinken mit den Worten:

„Dièt äs die old Win, bä dem ihr jeden Duch kint sin.
Hai wid uich oft steàrken uch uich den Dürscht léschen.“
(„Dieses ist der alte Wein, bei dem ihr jeden Tag könnt sein. Er wird euch auch oft stärken und euch den Durst löschen.“)

„Es begleite euch täglich als treuer Stern, der Glaube, die Liebe, der Segen des Herrn!“

(Danach wird das junge Paar zum Tisch geleitet, der Braut wird der Kranz abgenommen, der Brautjungfer der Borten und das Brautpaar und die Brautjungfer dürfen am Tisch auf ein dickes Kissen von dem Prunkbett sitzen. An der Stirnseite des Tisches sitzt der Wortmann. An diesem Tisch sitzen noch die drei Gebockelten u. andere Gäste soweit Platz ist)

An dieser Stelle war es früher Brauch, dass sich nun die Braut ihrerseits bei den neuen Verwandten eingrüßt und darum bittet als Schwiegertochter, Schwägerin, u. s. w. anerkannt zu werden. Wir werden jedoch darauf heute aus Zeitmangel auch verzichten.

Nachdem nun der Braut der Kranz und der Brautjungfer der Borten abgenommen wurde, dürfen sie gemeinsam mit dem Bräutigam ihren heutigen Ehrenplatz auf einem dicken Kissen von dem Prunkbett einnehmen.

Für gewöhnlich wurde der Braut in das Kissen ein Holzscheit versteckt und man  beobachtete sie, ob sie dieses auch wahrnahm. Damit wollte man sie einer Prüfung unterziehen und feststellen ob sie auch aufmerksam sei und ihr später im Leben nichts entgehen würde!

Die Sitzordnung bei Tisch an einer Roder Hochzeit war eigenartig: Für gewöhnlich saßen die Eltern gar nicht mit am Ehrentisch. Die Mutter kümmerte sich in der Küche um das Gelingen der Mahlzeiten mit, während der Vater im Keller den Wein mit ausschenkte. Dabei half ihm der Brautknecht, der dafür sorgen musste, dass die Gäste genug zum Trinken hatten.

Heute werden wir diese Sitzordnung aber nicht einhalten und es werden alle mit am Tisch sitzen dürfen.

Die jungen, hübschen Frauen aus der Verwandtschaft waren dazu beauftragt, das Essen zu servieren und für das leibliche Wohl der Gäste zu sorgen.

An der Stirnseite der Tafel saß immer der Wortmann, der die Aufgabe hatte vor jedem Essen eine Rede zu halten, „an Waurt ze muchen“ und auch sonst alles zu verkünden was für den Ablauf der Hochzeit wichtig war. Wir werden so eine Rede im Anschluss gleich hören, nachdem unsere Serviererinnnen, „dà Àfdràjarànen“ das Essen serviert haben.

(Die erste Serviererin setzt eine Suppenschüssel vor das Brautpaar und sagt folgende Rede:)

Serviererin: „Läw Hozetsjest, vün eosen Kichànen sin mer oisjesamt mät füler Scheässel an der Hamd. Denn eos läw Kichànen uch mir amder Frauen hàtten bäs ünhair recht vijl Zàdeon mät kiuchen, breuden uch bàcken, neo soll àt sich ajedet derfün jeut làssen schmàcken.

Ihr silt àlles essen ois, damät nièmest hongrich jajt ois dièsem Hois.

Mir wonschen uijch an jeoden Àpetitt!“

 (Danach setzen sich die Serviererinnen an den für sie reservierten Tisch, der danach als Gabentisch verwendet wird.)

Wortmann: „Läw Hochzetsjest uch läwet jonget Pür! Daunken wel ich Jeut, die eos jesojnd arholden hüt uch an Helfar jeweist äs, dot mir dit jong Pür zem hilijen Aurt zer Trauung hün kinen bàlajden, weu sä far ar ihrlichen Chrestenjàmanj uch far Jeut zesümenjespriuchen sin woàrden. A soll uch häromen àmes uch bä eus sin, an Helfar, eos far àllem Lichten bewühren, damät mer an Ürsuch hàten ze daunken.

Läwet jonget Pür, Jeut sejen ich ihren Kaurenbam; Jeut sejen ich ihren Winsteuk; Jeut sejen ich ihr Orbert wür ihr lungen uch net lungen kint, damät ihr nichan Nüt majcht hün.Mir àwer wonschen ich dä best Jesojndhajt vüm hichsten Jeut am Hiàmel.

Eos läw Kichànen sin gejenwärtich mät am àfjesotzten Essen, an Ihrendreank äs auch am Augenschin ois dem Sejen des Heàrn.

Ich wonschen anamjeden an jeuden Àpetit! Ich hàt ze bijden mät diesen Waurtern!“

Nun meine lieben Zuschauer so feierlich klangen die Reden in Rode und waren je nach Begabung und Redegewandtheit des Wortmanns mal kürzer, mal länger.

Danach ließen sich die Hochzeitsgäste das köstliche Essen schmecken. Als Festessen gab es immer Hühnersuppe mit selbst gemachten Fadennudeln, danach Hühnerbraten mit Kartoffeln oder Reis als Beilage, sowie eingelegte saure Gurken, Paprika, Zwetschken u. s. w.

Früher kannte man keinen Nachtisch wie das heute üblich ist. Dafür wurden aber die leckersten Schnitten und Plätzchen serviert. Man trank auch keinen Kaffee am Nachmittag, durfte sich dafür aber den ganzen Tag lang an den leckeren Kuchen, sowie natürlich an Hanklich und Striezel laben.

Ja meine Lieben, man kann das heute gar nicht mehr nachvollziehen in unserer übersättigten Gesellschaft, dass früher eine Hochzeit mit Sehnsucht erwartet wurde, allein schon wegen der guten Sachen zum Essen, die man sonst das ganze Jahr über nicht auf den Tisch bekam außer vielleicht an Weihnachten und Ostern.

Nun ist das Mittagessen vorbei und bevor man zur Tanzunterhaltung überging, wurden dem jungen Paar anhand von einigen Liedern gute Wünsche, aber auch gute Ratschläge für ihr zukünftiges Familienleben dargebracht.

Wir hören nun zwei Hochzeitslieder, sowie ein Gedicht auf das junge Paar.

„Wir singen dir du trautes Paar“

  1. Wir singen dir du trautes Paar, nicht wie die Vöglein singen,
    sie singen uns das ganze Jahr von unbekannten Dingen.
  2.  

  3. Ihr habt im heil’gen Ehestand euch lustig eingefunden,
    und aller Welt ist längst bekannt, da gibt’s auch frohe Stunden.
  4.  

  5. Und alle Welt weiß auch gar wohl, da gibt’s auch böse Zeiten,
    denn Mann und Frau treiben’s oft zu toll, drum singen wir euch beiden.
  6.  

  7. Wie ihr euch nun verhalten sollt als Mann und Frau im Hause,
    wenn ihr so einig leben wollt wie heut am Hochzeitsschmause.
  8.  

  9. Der Mann ist Herr, doch was er will soll er nicht streng gebieten
    und brummt er mal, so schweig’ sie still und halt’ ihr Maul in Frieden.
  10.  

  11. Die Frau soll nicht am Fenster stehn, nach jungen Herren gaffen,
    der Mann hat bloß auf sie zu sehn mit andern nichts zu schaffen.
  12.  

  13. Er schaffe Geld soviel er kann, der Haushalt braucht viel Gaben,
    sie wende alles klüglich an, um niemals Not zu haben.
  14.  

  15. Er wische ihr die Wangen ab, wenn ihr die Tränen fließen,
    und jede gute Gottesgab’ lass’ sie ihn mit genießen.
  16.  

  17. Kommt dann ein Häuflein Kinder an, wie’s wohl pflegt zu geschehen,
    wo Eintracht zwischen Mann und Frau und Lieb’ und Treu’ bestehen.
  18.  

  19. So habt dabei nur frohen Mut und macht Euch keine Sorgen,
    der sie euch schenkt ist immer gut, ernährt sie heut und morgen.
  20.  

  21. Und wächst das junge Volk heran in guter Zucht und Lehren,
    so schließt ihr euren Lebenslauf in Segen und in Ehren.
  22.  

  23. Dies’ hatten wir du trautes Paar dir heute vorzusingen
    Und alles ist gewisslich wahr, nur müsst ihr es vollbringen.

„Juchhe, ist das ein Leben“

Juchhe ist das ein Leben, ‚s kann gar nichts schön’res geben,
heut ist mein Hochzeitsfest, heut tanz ich erst recht fest.
Ruf meinen Bräutigam und vergesse allen Gram,
/: heut wird die ganze Nacht lustig zugebracht. :/

Nun wirst du bald ein Webchen sein,
bleib deinem Mann nur recht getreu.
Behandle ihn zu jeder Zeit
Mit Liebe und mit Ehrbarkeit,
vermeide jeden Zank und Streit!

Zanken das tu ich nicht, von dem ist gar kein’ Red’.
Wenn er mal brummen tut, sag ich kein Wort dazu.
Wenn er dann fuchtig wird und mit mir diskutiert,
/: geb’ ich ihm voll Verdruss noch einen Kuss. :/

La, la, la, la, la, la …….
/: Heut wird die ganze Nacht lustig zugebracht. :/

sowie das Gedicht:

„Gruß an das junge Paar“

Erlaubet mir ihr lieben Gäste an diesem schönen Hochzeitsfeste,
nicht nur frohe Lieder singen, auch einen Glückwunsch darzubringen.
Denn unser glücklich, junges Paar wartet schon darauf, nicht wahr?
Drum bitte Ruhe fünf Minuten, alles dient heut nur zum Guten!
Der schönste Tag in diesem Jahr, ist für euch heute, das ist ganz klar.
Wo Liebe und Treue sich die Hände reichen,
das Wörtlein „Ich“ soll von heute an von euch weichen!
Zum trauten „Wir“ habt ihr die Ringe gewechselt,
„Ja“, habt ihr gesagt und eure Herzen die haben gelächelt.
Und so wie ihr’s gefühlt am heiligen Ort, so soll es bleiben immerfort.
Den schönsten Wunsch, den wir euch geben:
„Gesundheit und ein langes Leben!“ Gott gebe euch dazu viel Mut
denn von heute an gehört ihr unter einen Hut.
Dir junges Frauchen sag ich eins, füg’ dich ins Familieneinmaleins!
Mit Liebe kannst du alles erreichen,
sogar Schicksale müssen von euch weichen.
Wenn du merkst, dass es schief geht,
dann musst du wissen den rechten Weg.
Dämpfe des Mannes Tages-Sorgen und immer froh erwache jeden Morgen.
Wenn dein Mann manchmal Tage tadelt, küss ihn, dass die Hütte wackelt.
Dann wirst du sehn er muntert auf
und euer Eheleben hat einen schönen Lauf.
Vater und Mutter beider Seiten, sollen die Freude mit euch teilen!
Doch an dieser Freude wollen wir auch genießen,
wenn des Baumes Zweiglein sprießen.
An eurem Bette hab’ auch die Wiege Raum,
dann erst erfüllt sich euer schönster Traum.
Zur Taufe laden wir uns jetzt schon ein,
dann wollen wir so wie heut recht lustig sein.
Ein dreifaches Hoch auf dieses junge Paar,
Gesundheit und Glück von uns allen im Saal!

„Viel Glück und viel Segen“

Viel Glück und viel Segen
auf all’ euren Wegen,
Gesundheit und Wohlstand,
sei auch mit dabei!

Nach so vielen guten Wünschen ging es dann zum fröhlichen Teil über mit Tanzen, Singen und Spielen. Dabei durfte man keine Müdigkeit zeigen, ganz zu schweigen gar nach Hause zu gehen um ein Mittagsschläfchen zu halten. Wagte dieses doch einer und es wurde bemerkt, so wurde er mit einem Schubkarren daheim abgeholt und mit großem Hallo zur Hochzeit zurückgebracht. Zur Strafe musste er dann gewöhnlich einige Gläser Wein leeren, was seiner Müdigkeit nicht gerade dienlich war.

(In dieser Zeit wird der Braut nochmals der Kranz aufgesetzt und ev. Der Kindertisch als Gabentisch umfunktioniert)

So verging der Nachmittag und Abend. Gegen 11:00 Uhr abends wurde dann von dem Wortmann zur Geschenk-Übergabe aufgerufen, „Det Jeuwen!“. Das war eine feierliche Zeremonie. Dazu musste die Braut noch mal den Kranz
aufsetzen.

Das Brautpaar stand hinter einem schön-gedeckten Tisch und alle Hochzeitsgäste gingen der Reihe nach zum Brautpaar, überbrachten ihre Glückwünsche und Geschenke und versprachen sich gegenseitige Freundschaft für die Zukunft.

Dabei wurden vor allem von den Kindern typische Verse aufgesagt, wie zum Beispiel:

„An klanj Jeuf, an jrüß Foijndscheft. Saut asü jeot und arkiànt mich häromen auch àls an Froijndenmidchen/-jongen ün, ich wel uich auch als Hunesnanja/ Mairtennanja/ Jerjenanja/ Stefànanja ünarkinen“. (je nachdem wie der Bräutigam mit Vornamen hieß)

(Es wird das Lied  „Bäm Hontertstrieàch“ gesungen und die Leute gehen der Reihe nach zum Brautpaar um ihre Glückwünsche und Geschenke zu überbringen.)

Anschließend folgte der Brauttanz. Dabei durften auch hier alle Gäste gegen ein Entgelt mit der Braut tanzen. Das war das so genannte Windelgeld.

Als letzter Tänzer der Braut war der Bräutigam vorgesehen. Er war dazu auserkoren, um Mitternacht der Braut den Kranz abzutanzen. Dabei durfte es ruhig etwas turbulenter zugehen, denn der Kranz musste der Braut beim Tanzen runterfallen.

Dieses Ereignis wollen wir nun als Abschluss unserer Hochzeitsfeier gemeinsam erleben!

(Brautpaar tanzt gemeinsam den Brauttanz, anschließend wird der Kranz wieder richtig aufgesetzt und die gesamte Hochzeitsgesellschaft stellt sich zu einem schönen Gruppenbild zusammen. In der Mitte das Brautpaar, gesäumt von den Gebockelten, Brautjungfer, Brautknecht, Wortmännern, Eltern, Geschwister und der Rest womöglich in kpl. Tracht)

Damit ist aus unserer Braut nun eine junge Frau geworden und die Feier ging oft bis in die frühen Morgenstunden weiter.

In diesem Sinne wollen wir liebe Zuschauer heute nach dem Abendessen versuchen, diese Roder Hochzeit weiterzufeiern mit viel Musik, Tanz, schönen Liedern und Spielen, so wie wir es von früher her kennen. Ich lade Euch alle herzlich dazu ein mitzumachen und wünsche uns allen eine schöne Feier!

Vorher möchte ich mich aber bei allen unseren Darstellern ganz, ganz herzlich dafür bedanken, dass sie meiner Bitte Folge geleistet haben und mir bei der Darstellung unseres Brauchtums – eine Roder Hochzeit vorzuführen, behilflich waren. Ohne Eure Hilfe wäre es unmöglich gewesen so etwas auf die Beine zu stellen. Ihr habt unermüdlich an den Proben teilgenommen und mir immer wieder gute Ideen geliefert, damit diese Hochzeit fast wahrheitsgetreu nachgespielt werden konnte.

Ich danke Euch allen vielmals, Ihr seid ganz tolle Schauspieler und Sänger!!!

In ganz besonderem Maße möchte ich mich bei unserer Katharina Schuller (Pieter-Trini) für ihre Hilfe beim Zusammenstellen dieses Singspiels bedanken, sowie bei allen anderen, die mir mit Rat und guten Ideen sowie dem Bereitstellen der „Wörter“ behilflich waren.

Dafür möchte ich der Schullertante als Dankeschön einen Blumenstrauß überreichen und ihr hiermit auch ganz besonders für ihr unermüdliches „Aufschreiben“ der vielen schönen deutschen und auch sächsischen Volksliedern danken.

Ich danke unserem Martin Bretz, der uns auf seinem Harmonium musikalisch begleitet hat und unserem Roland Schmidt, der die Kirchenchoräle mit uns eingeübt hat und möchte ihnen einen guten Tropfen unseres Frankenweines überreichen.

SCHLUSS