Verabschiedung der Braut / Bräutigam aus dem Junggesellenleben – als Brauch in Rode

Programmpunkt am Roder Treffen 2002, Samstag 01. Juni 2002

„Verabschiedung der Braut / Bräutigam aus dem Junggesellenleben – als Brauch in Rode“
(Freitag-Abend vor der Hochzeit)

Zu den Liedern

Liebe Anwesenden

Ich möchte Ihnen heute gerne ein Stück unseres Roder Brauchtums näher-beziehungsweise sehr vielen unter Ihnen wieder in Erinnerung bringen.

Es ist ein kleiner Ausschnitt aus dem Ablauf einer Roder-Hochzeit, wie die meisten unter uns sie nach dem zweiten Weltkrieg erlebt haben.

Genauer gesagt, ist es der Freitag-Abend vor der Hochzeit, an dem das Brautpaar von seinen Jugendfreunden aus dem Junggesellenleben verabschiedet wird.

Man würde es heutzutage – Polterabend nennen, wo es ja bekanntlich ziemlich turbulent und lustig zugeht.

Nun im Gegenteil dazu war es bei uns in Rode mit dem Brauchtum eine ganz ernste Angelegenheit, die auch auf diesen Freitag-Abend vor der Hochzeit zutraf.

Gewöhnlich haben an diesem Tag die vielen mithelfenden Frauen wieder, wie schon an den Tagen zuvor Brot gebacken sowie die von uns allen heiß geliebte Hanklich und Striezel mit Nüssen, mit Weinbeeren, mit Rahat oder auch ohne alles, sozusagen „an schlaichten Strezel“ wie man diesen zu nennen pflegte.

Sie sind recht müde, da sie bereits seit 3 Uhr Früh auf den Beinen sind und mit dem unterschiedlichen Teig-kneten für Brot, Hanklich und Striezel, wie vorhin erwähnt, beschäftigt waren. Denn diese Teige können ja auch nicht gleichzeitig verarbeitet werden, da für die verschiedenen Backwaren unterschiedliche Temperaturen und Backzeiten, in den mit Holz geheizten Backöfen notwendig waren. Diese wurden meistens in der ganzen Nachbarschaft in Beschlag genommen, denn einer allein genügte zu solcher Gelegenheit bei weitem nicht aus.

Nun hatten die Frauen wie gesagt die vorigen Tage auch schon fleißig gebacken und fast das gesamte Backholz aufgebraucht.(Dot weuren de Jeboinzel ois schienen Nesten, wä er uich arennern kient) So waren die Männer gezwungen an diesem Freitag neues Brennholz aus dem Wald zu holen, damit die Frauen auch am anderen Tag, dem Samstag noch weiterbacken konnten.

Dieses geschah natürlich mehr symbolisch, denn mit diesem Holz konnte am nächsten Tag freilich nicht geheizt werden, da es ja vom Wald her nicht genug getrocknet war und auch nicht die nötige Heizkraft besaß. Aber man musste ja die Männer an diesem Tag auch nutzbringend beschäftigen, bevor sie andauernd den Hochzeitswein probiert hätten oder den Frauen im Wege standen.

Diese anverwandten Frauen und Männer waren nun nach einem kräftigen Abendessen, gewöhnlich mit Hühnerinnereien, wie: Leber, Herzen, Mägen gestärkt und warteten gespannt auf die Gespielinnen der Braut oder die Kumeroten des Bräutigams.

Sie müssen wissen, dass früher die Hochzeiten fast eine Woche lang dauerten und außerdem getrennt gefeiert wurden, das heißt, die Verwandtschaft der Braut feierte allein und die des Bräutigams auch. Dieses geschah aus Platzmangel in den Stuben, die für die recht großen Verwandtschaften zweier Familien einfach zu klein waren.

Erst am Sonntag-Morgen wurde die Braut, von der Verwandtschaft des Bräutigams aus ihrem Elternhaus abgeholt, anschließend von der gesamten Hochzeitsgesellschaft zur Kirche begleitet, wo die Trauung stattfand.

Danach ging nur die Braut mit ihrer Brautjungfer und der Verwandtschaft ihres zugetrauten Ehemannes ins Haus des Bräutigams, während die Verwandtschaft der Braut ohne die Brautleute alleine lustig weiterfeierten.

Nachdem wir heute aber eine große Stube zur Verfügung bekommen haben, sowie aus Zeitmangel, das Ganze doppelt ablaufen zu lassen, wollen wir Ihnen heute diesen Freitag Abend als einheitliches Ganzes vorstellen.

Vorhang auf!

Wir befinden uns in einer spärlich möblierten sächsischen Bauernstube, da man die restlichen Möbel abbauen musste um in der Stube Platz zum Feiern zu haben.

Zuhause warten unser Brautpaar: Elke und Hans-Ewald, sowie die Eltern beiderseits und wie vorhin bereits erwähnt die vielen fleißigen Frauen und Männer auf die Freundinnen (Kumerotonen) der Braut, sowie die Freunde (Kumeroten) des Bräutigams.

Diese besagten Freundinnen/de haben sich draußen vor dem Haus versammelt und machen sich mit zwei gesungenen Liedern nun bemerkbar.

Lieder: „Wer den Eh’stand“ und „Schön ist’s wenn zwei Sternlein“

Bühnenbild: – Eine Roder Bauernstube (ev. M. Hedrich beauftragen)

Mitwirkende:

Brautpaar: Elke und Hans-Ewald Arndt, Eltern beiderseits, Mädchen und Burschen in Tracht . Zahlreiche Männer und Frauen als Hochzeitsgäste, die beim Singen kräftig mithelfen. (alle Chormitglieder und andere willige gute Sänger auch in Tracht) sowie ein Akkordeonspieler – Gerhard Roth/Martin Bretz???

Bekleidung:

Braut: grüner Faltenrock, weißes Trachtenhemd, eine gestickte Schürze (keine Kirchenschürze), schwarze ausgeschnittene Weste, Hefteln und Bänder um den Kopf. Soll sich von den anderen Mädchen und Frauen etwas abheben, was das Aussehen betrifft!!!

Bräutigam: Stiefelhose mit Stiefeln, sächsisches Trachtenhemd und Halstuch. Soll sich von den anderen Burschen und Männern etwas abheben, was das Aussehen betrifft!!!

Mädchen: blauer oder grüner Rock, weißes Trachtenhemd, ebenfalls gestickte Schürze, schwarze Weste und bloß eine Brosche am Hemd, keine Bänder um den Kopf!!!

Burschen: Stiefelhose mit Stiefeln, die Trachtenhemden vom Münchner Aufmarsch mit den dazugehörigen Westen und Halstüchern (sind bei Schullertante), eventuell die Hüte mit den Bändern dazu tragen.

Frauen: ebenfalls blauer oder grüner Faltenrock, gestickte Schürze, weißes Trachtenhemd – oder als Alternative – weiße Joppen, wer eine hat und weiße Kopftücher auf.

Männer: auch Stiefelhose mit Stiefeln, soweit vorhanden, dazu ein weißes normales Hemd ev. mit Halstuch.

Ablauf:

Auf der Bühne sitzen das Brautpaar mit ihren Eltern und noch einige ältere Verwandte an Tischen, die auf die Jugend warten. Draußen singt die Jugend die beiden Lieder:„Wer den Eh’stand“ und „Schön ist’s wenn zwei Sternlein”

Anschließend kommt die Jugend – zuerst die Mädchen und dahinter die Burschen herein. (die Mädchen tragen die Teller auf dem Arm, die Burschen erwischen die Tücher an den vier Zipfeln.

Jeweils die/der erste sagt die Rede auf. (Sieghild Schmidt und Erwin Arndt)

Sieghilde: „Läw Kumeroton“

  1. Et wessent allen dä dich kienen
    dat teo vün der Jügend dich neo welt trennen,
    am dem ze fuljen staulz uch früh,
    die dich wel foiren an den hilijen Stamd der Ih’.
  2.  

  3. Mir dä vün Kändesdojen ün
    än früh zesümen weuren sin neo kün,
    am dir den letzten Jügendjruz ze schinken,
    ün den teo uch an dinem Jeloich sollt dinken.
  4.  

  5. Mer wonschen dir teo maichs wä an der Jügend
    än ranj, beschajden, stol an Tügend
    läwen dinen Maung, än holden en an Ihren,
    asü wä Schül uch Kirch dich et lieren.
  6.  

  7. Et maich an dinem Laiwen sin
    nor Jeloich, Zefriedenhajt uch Sonnenschin.
    Der Hiemel bläiw vün Waulken frau,
    asü wä teo dinem Läwsten treu.
  8.  

  9. Und kün dreu trotzdem Moih’ uch Sorjen,
    sü holt sä nit far dinem Maung verborjen.
    Drot zesüjmen Freud uch Nüt,
    dreu wärt ihr anich jon bäs an den Düd.
  10.  

  11. Wot än det Laiwen met sich brunt,
    verjeaß Jeut nit und schloiß de Hund.
    Hai jit dir dreu vün neuem Kruft,
    damet teo dinem Läwsten Sejen schufst.
  12.  

  13. Ün diesen Duch sollt teo än jeren dinken,
    uch weterhin sollt teo eos Frojndscheft schinken.
    Teo sollt än jeloichlich bläiwen asü wä huit
    uch dich jeren arenern ün eos uch ün dä haisch Jügendzit.

Erwin: Läwer Kumerod

  1. Ois der Kändhajd haischer Zit, dürch de Jügend bäs neo huit
    sin zesüjmen mir jejungen, än bestreift dot ze arlungen
    wot vün eus fuerdert Briech uch Sitt,
    Jeut jev, dott eus dot nächest imest nit.
  2.  

  3. Teo welt neo eosen Jügendkrais verlossen,
    welt neo an Bamd met ienem schliessen,
    dot far dich sorjen wel an Left uch Treu.
    Am dot loß mich dir seun jamz üfen uch frau,
    wot mir, din Jügendfrojnd dir wonschen wollen
    uch diner jongen Frau:
  4.  

  5. Jeut schink ujch an zefriedon Laiwen,
    ihr silt uch änden dernoi straiwen
    ze sin wä an der haischen Jügendzit,
    an Bäispäl far dä amder Luit.
    Ihr silt uch holden Old uch Jong an Ihren
    Uch vün den viljen Frojnden nüch münch est lieren,
    am tichtich, fläißich uch beschajden
    ihren neuen Laiwenswich ze bestrieden.
    Damät ihr früh uch staulz asü wä huit
    än jeren drün dinkt ün eos uch ihr haisch Jügendzit.

Danksagung durch das Brautpaar entweder gemeinsam oder einzeln nacheinander: „Mir bedaunken eos jamz horzlich Ihr, dä ihr eos huit antken brunt. Mir waljen wonschen, dott uch ihr diesen Ihrenduch arlaiwen majcht und däj ean schün arlaiwt hün silen ean ün äriren Känden auch arlaiwen!“

Danach Abstellen der mitgebrachten Teller mit Mehl, Eier und ev. Speck, mit schönen bestickten Tüchern abgedeckt, (einer soll richtig gefüllt sein zum Vorzeigen; die anderen gleich mit aufgeschnittenem Gebäck) und danach Bedienen der Gäste mit Hanklich und Striezel, sowie Wein.

Lieder:

„Die Sonne neiget sich und geht zur Ruh“ „Mutter gib mir deinen Segen“
*Tanzeinlage (gemeinsames Tanzen der Jugend auf ein Lied gespielt von unserem Akkordeonspieler)

Lieder:

„De Kleuk“ „Lebt wohl ihr guten Eltern“
*Nochmaliges Bedienen mit Gebäck und Wein

Lied:

„Et jajt an Raid dürch eus Jemajn“

Anschließend – Verabschiedung der Gäste von dem Brautpaar. Das Brautpaar geleitet die
Mädchen und Burschen hinaus. Auf der Bühne angeregtes Gemurmel; die Männer trinken nochmals.
Von draußen ertönt noch das letzte Lied: „Oh weine nicht, Oh freue dich..“

SCHLUSS